346. cccc cccccccc dd
weil sowohl Deutsch-Ostafrika als auch der belgische Kongo überwiegend getrennte und
für sich existierende Wirtschaftsgebiete sind, von denen das eine seine Verbindung mit
Enropa auf dem Wege über das Kap Verde hat, das andere durch den Suezkanal. Nur
die östlichsten Teile der Kongokolonie werden, sobald unsere Zentralbahn in Betrieb ist,
auf diesem Wege voraussichtlich eine vorteilhaftere Verbindung mit der übrigen Welt
erhalten, als über den Kongostrom und die Kongobahn. Einigermaßen wird das auch
von der belgischen Tarifpolitik abhängen.
Im Zusammenhang mit der Frage des großen transafrikanischen Verkehrs ist auch
davon die Rede gewesen, daß sich von Neukamernn ans eine deutsche Verkehrslinie quer
durch den Kontinent nach Ostafrika entwickeln könnte. Das muß als durchans unwahr-
scheinlich bezeichnet werden, weil die natürlichen Verhältnisse einer solchen Idee auf
keine Weise entsprechen. Von den beiden „Zipfeln“, mit denen Nenkamerun an das
Kongogebiet heranreicht, muß der südliche, der Sangavorsprung, von vornherein
ausgeschieden werden, denn das untere Sangagebiet und ebenso die benachbarten
Partien am Kongo sind für Eisenbahnban weithin unzugänglich, weil die Ufer zur Hoch-
wasserzeit auf große Entfernungen hin überschwemmt werden und ausgedehnte Sumpf-
strecken auch während der Trockenperiode an den Flüssen sich hinziehen. Es hat keinen
Zweck, von der deutschen Seite her mit einer Bahn bis an den Sangannterlauf zu gehen;
Molundu am Dscha genügt vollständig als Endpunkt des Bahnverkehrs. Natürlich muß
Bonga an der Mündung des Sanga in den Kongo, das jetzt unter den regelmäßigen
Uberschwemmungen leidet, in Verbindung mit Molundn als Stützepunkt der deutschen
Sanga-Kongo-Schiffahrt durch Aufschüttungen befestigt werden. Das ist mit Hilfe
von ein paar Flußdampferladungen Zement und Ziegeln — diese letzteren können an
Ort und Stelle gebrannt werden — und etwas Sand und Erde vom Sanga-Ufer eine
so einfache Sache, daß man über die Klagelieder, die in der dentschen Presse wegen
des „Sumpflochs“ Bonga und der sonstigen „Kongosümpfe“ gesungen worden sind,
nur den Kopf schüttern kann. Wenn die Engländer an der Nigermündung, wo die
Bodenverhältnisse noch unergründlicher sind als in Bonga, ähnliche Jeremiaden an-
gestimmt hätten, statt Betonfundamente, Anufschüttungen von Ton und Ziegeln und
ähnliche Dinge in den Sumpf zu werfen und darauf die Plätze Foreados und Burutn
zu bauen, so würden sie jetzt keine Stützpunkte an der Umschlagsstelle zwischen Ozean-
und Nigerschiffahrt besitzen, sondern auch uur „Sümpfe"“. Man wiederhole diese eng-
lischen Arbeiten im kleinen in Bonga, und das ganze Unglück ist ausgestanden. Nur
mit einer Eisenbahn kann man verständigerweise weder nach Bonga noch sonst irgend-
wohin im deutschen Sangazipfel gehen.
Daß eine Bahn nach Singa am dentschen Ubanginfer im Gegensatz zu
Bonga möglich und vielleicht bald wünschenswert ist, haben wir bereits gesehen. Wohin
sie aber von Singa aus weitergeführt werden sollte, ist nicht zu sagen. Man kann natürlich
den Ubangi bei Singa überbrücken — der Fluß ist breit und die Brücke würde entsprechend
kostspielig werden, aber besondere technische Schwierigkciten sind gerade hier nicht zu
überwinden — aber der Weiterban der Bahn von Ubangi bis zu dem in einer Entfernung
von etwa 250 km südwestwärts fließenden Kongo müßte erstens auf belgischem Gebiet
vor sich gehen, wozu die Belgier im Interesse ihres Kongoverkehrs auf keinen Fall die
Hand bieten werden, zweitens soll das Gelände zwischen Ubangi und Kongo der
UÜberschwemmungen wegen höchst schwierig für einen Bahnban sein, drittens endlich
würde die Bahnverbindung vom Kongo über Singa, Neu= und Altkamernn auf jeden
Fall zu lang sein, um den Kongoverkehr vom unteren Stromlauf und von der Kongobahn
nach Duala ableiten zu können. Von Singa nach Ostafrila gelangen zu wollen, ist
natürlich erst recht phantastisch. Alle übrigen Möglichkeiten, wie z. B. die, durch das
Innere von Französisch-Aqnatorialafrika hindurch Anschluß au den Nil zu gewinnen,
und was sonst noch in der Richtung gelegentlich aufgetancht ist, sind für absehbare Zeit
so wenig ernst zu nehmen, daß es nicht lohnt, sie noch im einzelnen zu widerlegen. Ebenso-
wenig hat es schließlich Zweck, hier im vorans von Chaneen zu sprechen, die sich ergeben