Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

   
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weil sowohl Deutsch-Ostafrika als auch der belgische Kongo überwiegend getrennte und 
für sich existierende Wirtschaftsgebiete sind, von denen das eine seine Verbindung mit 
Enropa auf dem Wege über das Kap Verde hat, das andere durch den Suezkanal. Nur 
die östlichsten Teile der Kongokolonie werden, sobald unsere Zentralbahn in Betrieb ist, 
auf diesem Wege voraussichtlich eine vorteilhaftere Verbindung mit der übrigen Welt 
erhalten, als über den Kongostrom und die Kongobahn. Einigermaßen wird das auch 
von der belgischen Tarifpolitik abhängen. 
Im Zusammenhang mit der Frage des großen transafrikanischen Verkehrs ist auch 
davon die Rede gewesen, daß sich von Neukamernn ans eine deutsche Verkehrslinie quer 
durch den Kontinent nach Ostafrika entwickeln könnte. Das muß als durchans unwahr- 
scheinlich bezeichnet werden, weil die natürlichen Verhältnisse einer solchen Idee auf 
keine Weise entsprechen. Von den beiden „Zipfeln“, mit denen Nenkamerun an das 
Kongogebiet heranreicht, muß der südliche, der Sangavorsprung, von vornherein 
ausgeschieden werden, denn das untere Sangagebiet und ebenso die benachbarten 
Partien am Kongo sind für Eisenbahnban weithin unzugänglich, weil die Ufer zur Hoch- 
wasserzeit auf große Entfernungen hin überschwemmt werden und ausgedehnte Sumpf- 
strecken auch während der Trockenperiode an den Flüssen sich hinziehen. Es hat keinen 
Zweck, von der deutschen Seite her mit einer Bahn bis an den Sangannterlauf zu gehen; 
Molundu am Dscha genügt vollständig als Endpunkt des Bahnverkehrs. Natürlich muß 
Bonga an der Mündung des Sanga in den Kongo, das jetzt unter den regelmäßigen 
Uberschwemmungen leidet, in Verbindung mit Molundn als Stützepunkt der deutschen 
Sanga-Kongo-Schiffahrt durch Aufschüttungen befestigt werden. Das ist mit Hilfe 
von ein paar Flußdampferladungen Zement und Ziegeln — diese letzteren können an 
Ort und Stelle gebrannt werden — und etwas Sand und Erde vom Sanga-Ufer eine 
so einfache Sache, daß man über die Klagelieder, die in der dentschen Presse wegen 
des „Sumpflochs“ Bonga und der sonstigen „Kongosümpfe“ gesungen worden sind, 
nur den Kopf schüttern kann. Wenn die Engländer an der Nigermündung, wo die 
Bodenverhältnisse noch unergründlicher sind als in Bonga, ähnliche Jeremiaden an- 
gestimmt hätten, statt Betonfundamente, Anufschüttungen von Ton und Ziegeln und 
ähnliche Dinge in den Sumpf zu werfen und darauf die Plätze Foreados und Burutn 
zu bauen, so würden sie jetzt keine Stützpunkte an der Umschlagsstelle zwischen Ozean- 
und Nigerschiffahrt besitzen, sondern auch uur „Sümpfe"“. Man wiederhole diese eng- 
lischen Arbeiten im kleinen in Bonga, und das ganze Unglück ist ausgestanden. Nur 
mit einer Eisenbahn kann man verständigerweise weder nach Bonga noch sonst irgend- 
wohin im deutschen Sangazipfel gehen. 
Daß eine Bahn nach Singa am dentschen Ubanginfer im Gegensatz zu 
Bonga möglich und vielleicht bald wünschenswert ist, haben wir bereits gesehen. Wohin 
sie aber von Singa aus weitergeführt werden sollte, ist nicht zu sagen. Man kann natürlich 
den Ubangi bei Singa überbrücken — der Fluß ist breit und die Brücke würde entsprechend 
kostspielig werden, aber besondere technische Schwierigkciten sind gerade hier nicht zu 
überwinden — aber der Weiterban der Bahn von Ubangi bis zu dem in einer Entfernung 
von etwa 250 km südwestwärts fließenden Kongo müßte erstens auf belgischem Gebiet 
vor sich gehen, wozu die Belgier im Interesse ihres Kongoverkehrs auf keinen Fall die 
Hand bieten werden, zweitens soll das Gelände zwischen Ubangi und Kongo der 
UÜberschwemmungen wegen höchst schwierig für einen Bahnban sein, drittens endlich 
würde die Bahnverbindung vom Kongo über Singa, Neu= und Altkamernn auf jeden 
Fall zu lang sein, um den Kongoverkehr vom unteren Stromlauf und von der Kongobahn 
nach Duala ableiten zu können. Von Singa nach Ostafrila gelangen zu wollen, ist 
natürlich erst recht phantastisch. Alle übrigen Möglichkeiten, wie z. B. die, durch das 
Innere von Französisch-Aqnatorialafrika hindurch Anschluß au den Nil zu gewinnen, 
und was sonst noch in der Richtung gelegentlich aufgetancht ist, sind für absehbare Zeit 
so wenig ernst zu nehmen, daß es nicht lohnt, sie noch im einzelnen zu widerlegen. Ebenso- 
wenig hat es schließlich Zweck, hier im vorans von Chaneen zu sprechen, die sich ergeben 
 
	        
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