Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

— — 
nach den neuesten, im Auftrage der Regierung ansgeführten Untersuchungen Kribi 
als der beste, d. h. am leichtesten auszubauende Hafen bezeichnet werden; außerdem 
sind noch eine Anzahl ähnlicher Reeden vorhanden, wo die natürlichen Verhältnisse 
die Landung fast überall leichter machen, als z. B. in Swakopmund. Nördlich von Duala 
bietet die Bucht von Viktoria, unmittelbar am Fuß des Großen Kamerunberges, 
einen gut geschützten Ankerplatz mit beqnemer Landung. Nach Lage der Dinge versteht 
es sich von selbst, daß Duala unter allen Kameruner Häfen die Palme gebührt, daß 
auf seinen Ausbau die größten Mittel verwendet werden müssen und daß es stets den 
wichtigsten Handelsplatz von Kamernn bilden wird: auch in bezug auf seine Bahn- 
verbindungen mit dem Hinterland. Trotzdem ist es ganz und gar unberechtigt, aus diesen 
Tatsachen den einseitigen und theoretisierend-übertriebenen Schluß zu ziehen, daß 
neben Duala kein Küstenplatz in ganz Kamernn mehr eine selbständige Existenzberechtigung 
habe und keine Bahn gebaut werden dürfe, außer nach Dnala. 
Togohat, wie wir bereits sehen, nur eine ganz kurze Küste, ein Stück, das, man 
möchte sagen „zufällig“ bei den älteren französischen und englischen Okkupationen zur 
Rechten und zur Linken unbesetzt geblieben war, und uns so die Möglichkeit eröffnete, 
die im Verhältnis zu der übrigen Küste erträgliche Landungsmöglichkeit bei Lome 
zur Gründung dieses Hafens zu benutzen. Wie in Swakopmund muß an einem bran- 
dungsreichen Gestade mit Hilfe einer eisernen Seebrücke gelandet werden, deren Zer- 
störung durch die aufgeregte See vor einigen Jahren uns darüber belehrt hat, wie 
vorsichtig solche Bauten am westafrikanischen Gestade berechnet und ausgeführt werden 
müssen. Vom Bau einer wirklichen Hafenanlage wird für absehbare Zeit in Lome 
nicht die Rede sein können, weil die Kosten enorme sein und die vorhandenen oder zu 
erwartenden Verkehrsmengen sie auf keinen Fall decken würden. 
Ostafrika endlich muß vor allen Dingen seine beiden Eisenbahnhäfen, Dar- 
essalam und Tanga, für den Verkehr leistungsfähig gestalten, der dort einsetzen wird, 
wenn die Linien ins Hinterland vollendet sind und ihre wirtschaftlich aufschließende 
Wirkung zur Geltung kommt. Die größere Arbeit ist in Tanga zu tun, wo der Hafenban 
gegenwärtig im Gange ist — nach den Stimmen, die aus der Kolonie hierüber verlauten, 
nicht in der wünschenswert großzügigen, die Zukunft schon jetzt berücksichtigenden 
Weise, doch wird abzuwarten sein, wie das Urteil sich gestalten wird, sobald die Anlagen 
fertig und in Wirksamkeit sein werden. 
Zum Schluß dieser großen, unser koloniales Verkehrswesen zusammenfassenden 
Betrachtung darf auch ein kurzer Ausblick auf unseren ostasiatischen Stützpunkt, 
Tsingtau, nicht fehlen. Weil Tsingtan nicht dem Kolonialamt, sondern dem Reichs- 
marineamt untersteht, wird es vielfach nicht in dieselbe Reihe mit den afrikanischen 
und den Südseekolonien gestellt, jedoch mit Unrecht. Es beansprucht sogar ein besonderes 
Interesse dadurch, daß es unsere einzige überseeische Besitzung mit ähnlichem handels- 
und kulturpolitischen Stützpunktcharakter ist, wie die Eugländer ihrer eine ganze Anzahl 
haben — in China z. B. Hongkong. Natürlich kann Tsingtau, das erst seit 1897 in deut- 
schem Besitzist, sich noch nicht mit den alten und großen Plätzen deschinesisch-enropäischen 
Handels an der Küste messen, die zum Teil schon seit über 70 Jahren für den Fremden- 
verkehr geöffnet sind, aber es hat doch eine ganz überraschend schnelle Entwicklung 
durchgemacht. Im Jahre 1900, kurz nach der deutschen Okkupation, war der Handel 
von Tsingtan noch ganz geringfügig; 1912/13 dagegen hatte er bereits einen Wert von 
ca. 180 Millionen Mark! 
Auf Tsingtau sind in verkehrswirtschaftlicher Beziehung unter der Initiative des 
Reichsmarineamts von Anfang an viel mehr Mittel gewandt worden, als auf irgendeine 
der afrikanischen Kolonien. Auf Reichskosten wurde mit einem Aufwand von 
mehr als 30 Millionen Mark der prachtvolle Hafen gebant, der bei weitem der beste 
und modernste in ganz Ostasien ist und jetzt einen jährlich wachsenden Schiffsverkehr 
aufnimmt; als Aktiennuternehmen wurde die Schautung-Eisenbahngesell- 
schaft zur Verbindung von Tsingtau mit dem Hinterlande, der Provinz Schantung, 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.