Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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hundert, waren allgemein anerkannt und drückten der gesamten Kolonialpolitik des 
Zeitalters ihren Stempel auf, so daß wir sie unter die äußeren Gründe kolonialer Miß- 
erfolge rechnen müssen. 
In der Hauptsache verderblich wirkte das Bestreben, das Mutterland durch Ver- 
mehrung seiner Geldmittel, also des Besitzes an Edelmetall, zu bereichern, das man 
einerseits durch Besitznahme reicher Goldländer, andererseits durch eine möglichst rück- 
sichtslose Handelspolitik zu verwirklichen suchte. Dazu mußte das eigene Gebiet durch 
starke Zollmanern vom Ausland abgegrenzt und den Ansländern der Handel innerhalb 
des Zollgebietes überhaupt verboten werden. Zur besseren Kontrolle wurde der Kolonial- 
handel über das Mutterland gelenkt, wo er bestimmte Zollhäfen zu passieren hatte. 
Dieses System führte natürlich zu einer brutalen Ausbeutung der kolonialen Naturschätze 
zugunsten des Mutterlandes, das die Ureinwohner und später die Kolonisten zur Em- 
pörung trieb sowie zu ständigen Kämpfen der kolonisierenden Nationen untereinander. 
Abgesehen von anderen uns hier nicht interessierenden merkantilistischen Gesichts- 
punkten tritt in der späteren Zeit unter Colbert, Cromwell, Friedrich Wilhelm I. das 
Streben des Staates hervor, das wirtschaftliche Leben nach allen Richtungen zu be- 
einflussen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß dieser Glaube an privatwirtschaftliche Auf- 
gaben des Staates durch die schlechten Ergebnisse der kolonialen Tätigkeit privilegierter 
Privatlente im 16. Jahrhundert mit hervorgerufen worden ist. In ihrer Frühzeit 
konnte die Kolonialpolitik das Heranziehen privater Mittel in weitem Maße nicht ent- 
behren. Sie hatte auch durch Erweckung überseeischen Unternehmungsgeistes Nutzen. 
In Indien, wo sich das Geldverdienen als leichte Arbeit erwies, behielt allerdings 
der portugiesische Staat das Handelsmonopol in seiner Hand. Wie vorteilhaft der 
Handel mit den Gewürzen Indiens sein konnte, zeigt das wirtschaftliche Ergebnis der 
Unternehmung des Magalhaes. Von fünf Schiffen kehrte eines zurück und brachte 
533 Zentner Gewürznelken als Ladung, die in Indien 213 Dukaten (5 Zentner = 2 Du- 
katen) gekostet hatten. Da der Zentner damals in London 336 Dukaten kostete, ergab 
die Ladung über 150 000 Dukaten, während die Gesamtkosten der Expedition 22 000 Du- 
katen betragen hatten. (A. Zimmermann). 
Da bei den jämmerlichen Verkehrsverhältnissen der Zeit die wichtigsten Ent- 
scheidungen an Ort und Stelle getroffen werden mußten, legte man, zumal in Indien, 
in die Hände des Generalgonverneurs, hier Vizekönig genannt, die Leitung der Militär- 
wie Zivilgewalt mit Macht über Leben und Tod. Nur die Finanzverwaltung und die 
Instiz standen ihm nnabhängig zur Seite. Letztere geriet allerdings bald in mittelbare 
Abhängigkeit, da die Ernennung der Richter in der Hand des Vizekönigs lag. 
Als das Heldenzeitalter der Gamas und Albuquerques vorüber war, richteten die 
Vizekönige, die man aus Furcht vor Unabhängigkeitsgelüsten nur drei Jahre im Amt 
beließ, bald ihr alleiniges Angenmerk auf möglichst rasche Bereicherung. Eine fürchter- 
liche Korruption riß ein. An ihr trug der Staat die Hauptschuld, denn sein Beispiel 
mußte die Beamten, die sowieso in ihrer kurzen Dienstperiode weder dem Land Interesse 
abgewinnen, noch etwas Rechtes leisten konnten, dazu verführen. Die Regierung übte 
ihr Monopol auf eigenen, stark bewaffneten Schiffen aus, die jeder Kanfmann benntzen 
mußte. Alle Waren gingen nach Lissabon, in die Casa da India, wo die Schiffe der 
anderen europäischen Staaten ihre Einkänfe und damit den Zwischenhandel besorgten. 
Eine portugiesische Handelsschiffahrt kounte sich auf diese Weise nicht entwickeln, aller- 
dings verriet auch die Bevölkerung keine Neigung dazu. 
Nicht besser wie in Judien, stand es in Afrika, das hauptsächlich als Lieferant von 
Sklaven, Goldstanb und Elfenbein in Betracht kam. Die westlichen Gebiete wurden 
besonders verwaltet, während der Osten bis 1752 dem Bizekönig Indiens unterstellt 
blieb. Zu Besiedlungszwecken wurde in Mosambik Kronland an Familien in Erbpacht 
gegeben, und sollten diese Prasos da corea in der Regel nicht mehr als drei Quadratmeilen 
umfassen. Statt dessen erreichten einzelne Hunderte von Quadratmeilen, und die Be- 
sitzer trieben lieber Sklavenhandel, als sich um Besiedelung zu kümmern. 
  
 
	        
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