befohlenen und Sklaven. Unter Führung des früheren Sklavenhalters und späteren
Dominikaners las Casas setzte auch bald eine heftige Bewegung gegen diese Mißbräuche
ein, die nicht nur Abschaffung der Sklaverei, sondern jedes Arbeitszwanges überhaupt
zum Ziel hatte. Indem Las Casas auf die systematische Ausrottung der Eingeborenen
hinwies, arbeitete er mit ungehener übertriebenen Zahlen, und man ist daher heutzutage
geneigt, unter Hinweis auf die wirtschaftliche Notwendigkeit für die Sklavenbesitzer
ihr Menschenmaterial zu erhalten, mehr die eingeschleppten Krankheiten als die Sklaven-
jagden für das Hinschwinden der Indianer verantwortlich zu machen. Dabei wird über-
sehen, daß die Sklavenjäger nicht Besitzer die eigentlichen Schädlinge waren, das Spanier-
tum zu allen Zeiten Menschenleben gering angeschlagen hat und, wie die Kriegführung bei
Melilla beweist, noch jetzt die eigene Volkskraft zu vergeuden geneigt ist. Da die Auf-
hebung jedes Arbeitszwanges den Ruin der damals sich entwickelnden Plantagenwirt-
schaft Westindiens, besonders des Zuckerrohrbaus, zur Folge gehabt hätte, empfahl
Las Casas die Einführung der kräftigeren Neger an Stelle der Indianer. Wirklich sind
diese seit 1516 in wachsender Zahl eingeführt und mit Vorteil als Arbeiter verwandt
worden. Nach fast 30 jährigem Ringen gelang es Las Casas endlich zum Schutze der
Indiauer das Gesetz von 1543 durchzusetzen und damit sein Ziel theoretisch wenigstens
zu erreichen. In diesem Gesetz wurde fortan jede Sklaverei, Mbeitszwang und Neu-
erteilung von Encomiendas untersagt. Den Audiencias wurde die Durchführung und
ständige Uberwachung übertragen und ihren Mitgliedern sowic den Gonverneuren
der Besitz von Hänsern, Grundbesitz und Minen in den Kolonien verboten. Die Erlaubnis-
erteilung zu weiteren Entdeckungsreisen behielt sich die Krone vor.
Die Durchführung der Gesetze stieß in den Kolonien auf heftigen Widerstand, in
Pern erhob sogar Gonzalo Pizarro, ein Binder des Eroberers, die Fahne des Aufruhrs.
Nur durch vorläusige Aufschiebung des Gesetzes nach seiner Verkündung konnte hier
wie dort die Ruhe wiederhergestellt werden. In der Theorie blieb zwar die Krone fest,
in der Praxis wurde das Gesetz in der Folge überall entsprechend den Bedürfnissen des
Siedelungswesens gehandhabt. Gänzlich konnte die Bedrückung der Indianer nicht
verhindert werden.
Wie im Eintreten für die Rechte der Indianer, so hat sich die spanische Geistlichkeit,
die Mission voran, um deren Zivilisierung große Verdienste erworben. Wie eingangs
erwähnt, sind die Spanier immer mit einer gewissen Unlust an die Siedlung herau-
gegangen und haben daher nur das die schnellsten Erträgnisse verheißende Land unter
Kultur genommen. Weite Strecken blieben von den Weißen unbesetzt und widen das
Hauptarbeitsfeld der Missionen. Am bekanntesten von ihren Siedlungen sind die der
Jesuiten im heutigen Paraguay geworden, und hier, wo die Bäter, von weltlichen
Mächten unabhängig, walten konnten, haben sie die schönsten Erfolge erzielt. Nach
ergebnislosen Kämpfen mit den dortigen kriegerischen Indianern wurde dem Orden 1608
das Zweistromland zur Besiedlung übergeben, und in kürzester Frist gelang es iym,
die wilden Guaranis zu friedlichen Ackerbauern zu erziehen. Angelehnt an die vor-
christlichen peruanischen Verhältnisse schufen die Jesuiten hier eine dem Verständnis der
Eingeborenen vorzüglich angepaßte soziale Ordnung. In zahlreichen dorfähnlichen
Siedlungen, Reduktionen genannt, wurden die Indianer gesammelt. Privateigentum
war unbekannt, nur an Haus und zugehörigem Garten besaßen die Bewohner Nutzrecht.
Im übrigen galt alles als Gemeingut der Indianer und wurde in gemeinsamer, ge-
regelter Arbeit besorgt. Der Ertrag wurde teils an die einzelnen Hanshaltungen ver-
teilt, teils handelte man dafür nicht selbst erzeugte Bedürfnisse ein. Der Uberschuß fiel
an das Gemeingut zurück. Die Reduktionen blühten bis Mitte des 18. Jahrhunderts.
Als 1750 ein Teil ihres Gebiets von Spanien an Brasilien abgetreten winde, mußten
die dort Ansässigen das Land verlassen. Mit der Vertreibung des Jesuitenordens aus
dem spanischen Reich 1767 ging die ganze Schöpfung und mit ihr die Kultur Paragnays
zugrunde. Die Jesuiten fügten sich in beiden Fällen nach vergeblichem Widerspruch;
ihre Indianer wichen nur der Gewalt.
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