Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

  
—#3 
wechselnde, aber im Durchschnitt erhebliche Dividenden bezahlt, allerdings nur mit 
starker Anspannung ihres Kredits in Form von dreiprozentigen Obligationen. Diese 
fanden, da die Kompagnie ihre Verhältnisse gut zu verschleiern verstand, noch im 
18. Jahrhundert, als die Verhältnisse mit Riesenschritten zurückgingen, ausreichend 
Absatz. Das Privileg galt zunächst auf 21 Jahre und wurde immer wieder gegen an- 
gemessene Summen verlängert. 
Während so der indische Handel national monopolisiert wurde, glaubten die Nieder- 
lande doch ihr Vorgehen gegen das international portugiesisch-spanische Monopol rechtlich 
begründen zu müssen. 1609 bewies der junge Hugo Grotius in seiner Schrift: Mare 
liberum sive de iure qucd Batavis competit ad Indicana commercia die Nichtigkeit der 
päpstlichen Teilung der Welt zwischen Portugal und Spanien, und legte damit völker- 
rechtlich den Grundsatz von der politischen Freiheit des Meeres fest. 
Unter ständigen Kämpfen gegen die Portugiesen, denen sie bis 1664 fast alle indischen 
Besitzungen sortnahmen, eingeborene Fürsten und Engländer, eroberte die Kompagnie 
das heutige Niederländisch-Indien, setzte sich an der Küste Vorderindiens, in Ceylon, 
Formosa (1624 bis 1661) und dem Kapland fest. Ihre Erfolge ermunterten bald das 
Mutterland zu ähnlichen Unternehmungen gegen Südamerika und die Westkjiste Afrikas. 
Die 1621 gegründete Niederländisch-Westindische Kompagnic erhielt zunächst die 
Niederlassungen an der von Hudson 16009 entdeckten Delawarebai mit Neu-Amsterdam 
(dem heutigen Newyork) übertragen und versuchte sich sodann in Westafrika und 
Brasilien festzusetzen. Es gelang auch, den Portugiesen in Westafrika wichtige Stationen 
wegzunehmen und in Brasilien, besonders unter dem Statthalter Graf Moritz von Nassan 
(1636 bis 1644) große Gebiete zu erobern, jedoch hatten diese Erwerbungen keine Dauer. 
Brasilien ging schon 1654 wieder an Portugal verloren, und die nordamerikanischen 
Niederlassungen nahm 1664 England. Die Faktoreien an der Goldküste und Sene- 
gambien, hauptsächlich dem Sklavenhandel dienend, blieben länger in holländischem 
Besitz. Die letzten Plätze erwarb England 1870/71. Die Westindische Kompagnie brach 
bald nach dem Verlust Brasiliens zusammen und mußte 1674 anfgehoben werden. Einer 
im gleichen Jahre an ihrer Stelle gegründeten Kompagnie wurde das 1667 erworbene 
Surinam übertragen, das zum Teil noch heute Besitz der Niederlande ist. Die Kompagnie 
und ihre Kolonie erhielten nur dadurch Bedentung, daß Surinam ständig der Hort wüstester 
Sklavenmißhandlungen blieb. 1795 fand diese Gesellschaft ihr unrühmliches Ende. 
Auch das Schicksal der Ostindischen Kompagnie erfüllte sich um diese Zeit. Der 
Wettbewerb der anderen Nationen und die zunehmende Korruption der Beamten 
brachte im 18. Jahrhundert trotz innerer Reformversuche ihre Finanzen in immer 
schlimmere Lage. Der Ausbruch des Krieges zwischen Holland und England 1780, der 
den Handelsverkehr jahrelang lahm legte, raubte ihr die letzte Lebenskraft. Die Erhaltung 
ihres Besitzes mit französischer Hilfe konnte ihr um so weniger helfen, als durch den 
französisch-holländischen Krieg (1793 bis 1795), der 1795 die Gründung der batavischen 
Republik zur Folge hatte, ein großer Teil davon in englische Hände überging. Nach 
meyreren Anleihen beim Staat und nutzlosen Untersuchungen ihrer Finanzverhältnisse 
wurde die Kompagnie 1798 aufgehoben und ihr Eigentum wie Schulden vom Staat 
übernommen. Die Entschädigungsfrage der Aktionäre machte noch lange Schwierigkeiten. 
Das Zeitalter Napoleons mit der zwangsweisen Verkettung Hollands mit Frankreich, 
hat ersterem erhebliche koloniale Verluste gebracht. 1801 ließ sich England gegen Rückgabe 
der auderen Kolonien Ceylon abtreten. Durch den Wiederausbruch der Feindseligkeiten 
1803 verloren die Holländer von neuem einen großen Teil ihres Besitzes. Schließlich 
verstand sich England im Vertrag vom 13. August 1814 mit den wieder unabhängigen 
Niederlanden zur Rückgabe alles holländischen Kolonialbesitzes gegen Abtretung des 
Kaplandes, der vorderindischen Niederlassungen, Ceylons und einigen Gebietes in 
Westindien. Für Kapland und Westindien bekam Holland sogar eine Geldentschädigung, 
und kam damit glimpflich genug fort. Allerdings hat es dies nicht, wie englischerseits 
gern behauptet wird, britischer Großmut zu danken, sondern der aus den Ergebnissen 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.