Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

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Parlamenten ohne Schwierigkeit bewilligt. Die Staatsschuld steigt zwischen 1792 und 
1817 von 4 auf 16 Milliarden Mark. Außerdem müssen für die einzelnen Kriegsjahre 
im Durchschnitt 1½ Milliarden an Stenern aufgebracht werden. Bald gibt es kaum 
noch eine unbestenerte Ware im Lande. Die 1798 als Kriegssteuer neu eingeführte 
Einkommenstener steigt 1906 auf 10 Prozent. Weder Staatsschuld noch Steuern haben 
seither wieder die Höhe der napoleonischen Zeit erreicht. Nach dem Burenkrieg 1902 
stieg erstere auf 15 Milliarden Mark und die Einkommensteuer auf 6¼ Prozent. Die 
indirekte Besteuerung ist bekanntlich seit Mitte des Jahrhunderts mehr und mehr ver- 
schwunden. Großbritannien hat allein durch diese großartige Opferwilligkeit bewiesen, 
daß es die Notwendigkeit, die größte Seemacht der Welt zu bleiben und die Bildung 
einer universalen Kontinentalmacht unter allen Umständen zu verhindern, klar erkannte. 
Weniger richtig wußte man den Zukunftswert der Kolonien einzuschätzen, denn 
anders läßt sich die Gleichgültigkeit, mit der England einen wesentlichen Teil seiner 
kolonialen Eroberungen fahren ließ, nicht erklären. Die Welt stand eben damals in einer 
kolonialen Ubergangsperiode. Der Abfall der Vereinigten Staaten und die schlechten 
Erfahrungen mit den großen Kolonialgesellschaften in den tropischen Gebieten hatten 
das ältere Kolonialsystem über den Haufen geworsen, ohne daß man vorläufig zu neuen 
Erkenntnissen gekommen war. Auch über die Weiterentwicklung der noch ähnlich kümmer- 
lichen Verkehrsmittel wie zur Entdeckerzeit war man nicht im klaren. So trat Groß- 
britannien das koloniale Erbe anderer Mächte an, ohne besondere Hoffnungen daran 
zu knüpfen; nur über die Wichtigkeit überseeischer Flottenstützounkte, wie Malta, Gibraltar, 
Helgoland, herrschte kein Zweifel. 
Die Antisklavereibewegung. 
In den folgenden Jahren trat zunächst die Antisklavereibewegung in den Vorder- 
hrund. Es ist ungemein charakteristisch, daß in dieser Angelegenheit nicht die französische 
Republik mit ihrer Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, sondern das monarchische 
England die Führung übernommen hat. Schon 1788 einsetzend, hatte die Bewegung 
nach heftigen Kämpfen erreicht, daß vom 1. Mai 1807 ab aller Kauf, Verkanf und Versand 
von Sklaven in Afrika britischen Untertauen bei 100 Pfd. St. Strafe für jeden Sklaven 
und Verlust des Schiffes verboten wurde, eine Strafe, die man 1811 auf Deportation 
und Zwangsarbeit verschärfte. Bei diesen Beschlüssen konnte aber die englische Regierung 
nicht stehenbleiben, denn es ergab sich von selbst, daß bei Weiterbestehen des Sklaven- 
handels anderer Kolonialmächte die englische Kolonialwirtschaft allmählich wachsende 
Schädigung erfahren mußte. So lange konnte die heimische Regierung es nicht wagen, 
gegen die zum Teil in offener Widersetzlichkeit gegen die bisherigen Beschlüsse ver- 
harrenden englischen Pflanzer euergisch vorzugehen. Andererseits gewann die nun 
auf Abschaffung der Sklaverei überhaupt hinzielende Agitation der Antisklaverei- 
bewegung immer mehr an Boden. 
So von zwei Seiten bedräugt, vertrat die englische Regierung hartnäckig die Ab- 
schaffung des Sklavenhandels bei den anderen Mächten, und setzte schließlich 1815 eine 
Kommission der acht Vertragsmächte des Pariser Friedens durch, in der die uninter- 
essierten Staaten Rußland, Osterreich, Preußen und Schweden sich mit dem Prinzip 
des Negerhandelsverbots einverstanden erklärten, die Kolonialmächte Frankreich, 
Spanien und Portugallediglich auf einer längeren Fristim Interesse ihrer Kolonialwirtschaft 
bestanden. Praktisch gewann England allerdings damit nichts, denn die drei Kolonial= 
staaten wußten die Abschaffung ihres Negerhandels immer weiter hinauszuschieben. 
Nur das schon 1807 erfolgte Verbot der Einfuhr von Negern in das Gebiet der Ver- 
einigten Staaten blieb für die Lösung der Sklavenfrage von Bedentung. Erst als sich 
Frankreich durch einen Vertrag mit Eugland 1831 dazu entschloß, dem Sklavenhandel 
seiner Untertanen ernstlich ein Ziel zu setzen, konnte die endgültige Abschaffung dieses 
widerwärtigen Geschäftszweiges durchgesetzt werden. Die schwächeren Staaten, Spanien, 
Portugal und Brasilien, zwang England schließlich, nicht ohne größere Geldopfer, 
   
	        
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