Full text: Deutschland als Kolonialmacht.

  
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Parikurs auf das Vierzigsache stiegen, den unvermeidlichen Rückschlag und damit den 
Zusammenbruch des Gründers herbeiführte. Dieses Ereignis gibt wie kein anderes 
der Richelienschen Ansicht über die kolouiale Ungeduld seiner Landsleute Nachdruck, 
denn es steht heute fest, daß Regent und Publikum Law gleichermaßen durch ihren 
Unverstand auf die abschüssige Bahn getrieben haben.] Immerhin hat letzterer nichts 
getan, um die sinnlosen spekulativen Ausschreitungen zu verhindern, die ihm, als es zu 
spät war, über den Kopf wuchsen. Hätte er freilich von vornherein abwarten empfohlen, 
so würde sein Unternehmen gar nicht zustande gekommen sein. Seine kolonialpolitischen 
Maßnahmen im einzelnen, wie die Gründung Neuorleaus als Hauptsladt von Lonisiana, 
und der Versuch, dort tüchtige deutsche Bauein anzusiedeln, beweisen Umsicht genug, 
um ihn als befähigten Leiter des Kolonisationswesens erscheinen zu lassen, dem eine 
ruhige Entwicklung in reiferen Zeiten Ersolg gebracht hätte. Die Compagnie des Indes 
bestand nach dem Zusammenbruch Laws weiter und setzte ihre Tätigkeit ohne irgend- 
welche Erfolge in allen französischen Kolouien fort. Erst nach dem Verlust Ostindiens 1769 
wurde sie ausgehoben und die Aktionäre mit einer Jahresrente von 1,2 Millionen Franken 
entschädigt. Ihr Aktienkapital hatte 1740 den Höchstbetrag von 162 Millionen Franken 
erreicht; 1769 waren Werte im Betrage von etwa 30 Millionen vorhanden. 
Am Verlust Indiens ist die Kompagnie in erster Linie schuldig, da sie, wie wir schon 
aus dem vorhergehenden Kapital ersahen, ihren großzügigen und energischen Gouverneur 
Dupleix durch entgegengesetzte Naßnahmen hemmte und schließlich in der Entscheidung 
abberief. Dupleix, der 20 Jahre im indischen Dienst ausgeharrt und sein Privatvermögen 
im Interesse der Gesellschaft verwandt hatte, starb 1764 in Frankreich im Elend. Der 
letzte von der Regierungkentsandte, im Kriege unglückliche, aber persönlich ehrenhafte 
Befehlshaber Graf de Lally wurde 1766 enthauptet. In merkwürdigem Gegensatzsteht die 
Art, wie damals Frankreich seine verdienten Männer behandelte, zu Englands großherziger 
Würdigung Clives, der doch an ethischem Wert hinter Dupleix weit zurücksteht. Der 
Pariser Frieden 1703 ließ Frankreich in Indien nur Pondichery und einige Faktoreien. 
In Nordamerika verlor es seinen gesamten Festlandsbesitz. Trotzdem wagte es im Bund 
mit den Neuenglandstaaten einen nenen Waffengang mit England, der, infolge der 
planlosen Leitung von Paris aus, völlig erfolglos verlief. Vergebens hatte der Admiral 
Syuffren im Indischen Ozean die Wassenehre Frankreichs wiederhergestellt, vergebens 
waren von 1776 bis 1783 1200 Millionen Franken für diesen Krieg verwendet worden. 
Obgleich diese ewigen Mißerfolge eine heftige Bewegung gegen die Kolonialpolitik 
hervorriefen, zeigte anch die Republik das gleiche Interesse an den Kolonien wie das 
Königtum, verdarb aber alles mit ihren überstürzten Maßnahmen. Zwischen den 
heimischen Vertretern der Menschenrechte und den ihres Herrentums bewußten Pflanzern 
bestand von Anfang an Zwietracht, der zunächst zu Widersetzlichkeiten der Weißen gegen 
die heimische Regierung und, als diese endlich die Abschaffung der Sklaverei theoretisch 
durchgesetzt hatte, zur Bildung eines selbständigen Staates der Farbigen auf Frankreichs 
wichtigstem Besitztum St. Domingue (Haiti) führte. In diesen Wirren wurde das Wirt- 
schaftsleben Westindiens schwer geschädgt; Haiti, das 1790 93 Millionen Psd. Zuder 
hervorgebracht hatte, lieferte 1800 nur noch 18⅛ Millionen. Uber Napoleons großzügige 
kolonialen Pläne und ihr Scheitern ist schon an der anderen Stelle berichtet worden. 
1815 war Frankreich endgültig vom englischen Rivalen besiegt, aber, bei Verzicht auf 
uferlose Weltherrschaftspläne, doch befähigt, sich eine neuc Kolonialmacht zu schaffen. 
Die Versuche hierzu setzten schon unter Ludwig XVIII. ein, doch gelang es weder 
Haiti zurückzugewinnen, noch in dem ost umworbenen Madagaskar festen Fuß zu fassen. 
Dafür machte Frankreich 1830 eine um so wichtigere Eiwerbung mit Algier. Dieser 
Staat war immer durch Seeränberei und die unglaubliche Tatsache, daß alle seefahrenden 
Mächte Europas ihm Tribut zahlten, berüchtigt. Erst nach langem Schwanken und 
Duldung vieler lbergriffe entschloß sich Frankreich endlich zum Angriff. Der leichte 
Sieg der großen Expedition zeigte erst auf wie schwachen Füßen die Macht des Dey 
eigentlich gestanden hatte. Um so schwieriger erwies sich die Behauptung der langen
	        
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