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und ihre Aufgaben
Von Gouvernenr a. D. Leutwein, Ueberlingen a. Bodensee.
Zu den deutschen Kolonialtruppen gehören die eigentlichen Schutztruppen und die
Marineinfanterie. Erstere unterstehen der Militärabteilung des Reichskolonialamts,
Kommando der Schutztruppen genannt, Iletztere der Marineverwaltung. Schutztruppen
haben nur die drei großen afrikanischen Kolonien, davon allein Südwestafrika eine
weiße Truppe. Diese Truppen gliedern sich wie folgt: ·::·-«
Südwestafrika: 134 Offiziere, Sanitäts= und Veterinäroffiziere, sowie rund
2000 weiße Unteroffiziere und Mannschaften. Die Truppe ist eingeteilt in: 1. Das
Kommando des Nordbezirks mit 2 Kompagnien und 1 Maschinengewehrkompagnie, ferner
1 Batterie, 1 Vermessungstrupp, 1 Verkehrszug nebst den erforderlichen Depots und
Lazaretten, 2. Das Kommando des Südbezirks mit 4 Kompagnien, 2 Maschinengewehr-
kompagnien, davon eine auf Pserden, eine auf Kamelen beritten, 2 Batterien, 1 Ver-
W Kamelgestüt, Depots und Lazarette. Endlich noch das Bezirkskommando
Windhnk.
Ostafrika: 230 weiße Dienstgrade, davon 114 Offiziere und Sanitätsoffiziere,
und rund 2500 farbige Mannschaften und Dienstgrade. Die Truppe besteht aus 14 Kompa=
gnien, 1 Maschinengewehrabteilung, 1 Signalabteilung, 1 Rekrutendepot.
Kamernn: Rund 175 weiße Dienstgrade, darnnter 92 Osfiziere und Sanitäts-
offiziere, sowie 1550 farbige Mannschaften und Dienstgrade, eingeteilt in 12 Kompagnien
und 1 Artilleriedetachement.
Die übrigen hier nicht genannten Kolonien besitzen unr Polizeitruppen. In Süd—-
westafrika besteht gleichfalls eine solche neben der Schutztruppe, in der Stärke von
etwa 500 bis 600 Köpfen unter dem Namen „Landespolizei“. Polizeitruppen
sind serner noch in Ostafrika und Kamernn gebildet.
Von den vier Seebataillonen steht eins in Kiantschon, welch letzteres überhaupt der
Marineverwaltung unterstellt ist. Die übrigen drei Seebataillone garnisonieren in der
Heimat, können aber jederzeit im Außendienst verwendet werden. Wenn dieselben auch
verwaltungstechnisch zur Marine gehören, müssen sie trotzdem, weil jederzeit zum Schutz
der Kolonien verfügbar, den Kolouialtruppen zugerechnet werden.
Die jetzige Organisation der Kolonialtruppen ist ein Produkt der geschichtlichen
Entwicklung. Die Behauptung der drei großen afrikanischen Kolonien hat viele Opfer
an Gut und Blut gekostet, und auch jetzt noch kann in ihnen nur das Dasein einer ent-
sprechenden ? Truppenmacht Ruhe und Frieden verbürgen. Die Schutztruppe Ostafrikas
zeigt seit dem großen Aufstand von 1904 bis 1905 eine gleichbleibende, diejenige Kamernns
seit der Einverleibung eines großen Stückes von Französisch-Kongoland eine steigende