Deutsch-Ostafrika.
Von Hans Zache.
Kaiserlicher Regierungsrat u. Bezirksamtmann a. D.
Hamburgisches Kolonialinstitut.
Natürliche Berhältnisse.
Oberflächengestaltung und Klima.
Dentsch-Ostafrila ist die größte unserer Kolonien: mit 995 000 qkm ist es fast
doppelt so groß wie Deutschland und dehnt sich vom Indischen Ozean — zwischen
dem fünften und elften Grade südlich des Aquators — bis zu den großen zentralafri-
kanischen Seen aus.
Den weitans größten Teil bildet eine aus Urgestein bestehende Hochebene von
1000 bis 1500 m mittlerer Höhe, dem ein Küstenland vorgelagert ist, das sich vom
Meere aus allmählich bis zu 500 m erhebt und im Norden der Kolonie nur etwa 30 km,
im Süden zehnmal so breit ist. In diesem Vorlande haben von der ehemaligen Gneis-
decke nur die festesten Kerne der Verwitterung getrotzt; so ragt im Zentrum das Ulugurn-
massiv bis zu mehr als 2000 m empor, und im Süden zwischen Massassi — hinter
Lindi und Songea — wandert man viele Tage lang durch eine Inselberglandschaft,
die stellenweise so anmntet, als ob Riesen hier Dome und Kirchtürme wie Spielzenge
aufgestellt hätten.
Auch von der Kalk= und Sandsteindecke, die sich über das Urgestein gelegt hatte,
als zur Jura-Kreidezeit und später wiederholt dieser Teil Ostafrikas vom Ozean be-
deckt war, sind nur noch Teile vorhanden. Von diesen Formationen ist am be-
kanntesten geworden der Tendaguruberg hinter Lindi als „Dinosanrierkirchhof“.
Steil und unvermittelt steigt hinter dem sandigen Küstenlande die Plateanstufe
empor. Teils ist die Gebirgsmaner nur durch schmale Flußtäler durchbrochen, welche,
wie das des Ruaha bei Kidatu oder des Mukondokwa bei Kilossa an die Porta West-
falica erinnern, teils aber auch haben breite Ebenen das Gebirge so auseinanderklaffen
lassen, daß es, wie Usambara und Ungurn zu beiden Seiten des Panganitales, Horsten
gleich, stehengeblieben ist. Das zentralafrikanische Platean ist durch aufgesetzte Berg-
züge und Kegel vielfach zerklüftet, insbesondere an seinen Rändern; so haben die Land-
schaften Ussagara und Uhähä einen geradezu wildromantischen Gebirgscharakter.
Auch an vulkanischen Gebieten fehlt es in Deutsch-Ostafrika nicht. Es haben im
östlichen Afrika nämlich in der Vorzeit gewaltige Einbrüche der Erdrinde stattgefunden,
wobei sich die Ränder zu Faltengebirgen aufgewulstet haben. Drei solcher großen
Gräben durchziehen unser Schutzgebiet. Der südlichste ist der Njassagraben, der nördlich
in die Rukwa= und Ruahasenke auszipfelt. Etwas weiter westlich liegt der zentral-
afrikanische Graben, den heute der Tanganika= und der Kiwusee ausfüllen, und in die