Full text: Lehrbuch des deutschen Verwaltungsrechtes.

396 Zweites Buch. Sechster Absehnitt. $ 111. 
A. Eine gesetzliche Regelung hat auf dem Gebiete des 
Postwesens schon längst in umfassendem Maße stattgefunden !®, 
während das Telegraphenwesen [und in Verbindung damit das Fern- 
sprech- und Funkentelegraphenwesen] erst später Gegenstand der 
Gesetzgebung geworden ist!t. 
Die Verordnungen betreffen den inneren Betrieb der 
betreffenden Verkehrsanstalten und deren Beziehungen 
zum Publikum, 
1. Erstere haben den Charakter von Instruktionen. Sie werden 
von den höheren Behörden erlassen und sind in irgend einer Form 
zur Kenntnis der Beamten zu bringen, bedürfen dagegen keiner 
Publikation. Im Gebiete der Reichspostverwaltung besteht eine vom 
Reichspostamte ausgegangene allgemeine Dienstanweisung für Post und 
Telegraphie.. Im Gebiete der bayrischen und württembergischen 
Post- und Telegraphenverwaltung sind die Vorschriften von den 
höheren Landesbehörden erlassen. Dagegen ist der Verkehr zwischen 
der Reichsverwaltung, der bayrischen und württembergischen Ver- 
waltung nicht durch Verordnungen, sondern vertragsmäßig geregelt!®. 
. Die Verordnungen, welche die Beziehungen der Post 
und Telegraphie zum Publikum regeln (Reglements, Post- 
ordnungen, Telegraphenordnungen), haben nicht den Charakter von 
gesetzesvertretenden Vorschriften ; die Bestimmungen derselben gelten 
vielmehr als Bestandteile des Vertrages zwischen der Verwaltung und 
dem Einzelnen!‘. Sie bedürfen daher auch keiner Publikation im 
12 G, über das Postwesen des Deutschen Reichs (Post-G.), vom 28. Okt. 
1871, G. betr. die Abänderung des $ 4 des Post-G. vom 20. Dez. 1875 [(Eisen- 
bahn-Postgesetz) nebst Vollzugsbestimmungen vom 9. Febr. 1876]; G. über das 
Posttaxwesen im Gebiete des Deutschen Reichs (P.T.G.) vom 28. Okt. 1871) 
abgeändert durch G. vom 17. Mai 1873 und G. vom 3. Nov. 1874: [G. betr. einige 
Änderungen von Bestimmungen über das Postwesen, vom 20. Dez. 1899 (Post- 
gesetznovelle); G. betr. Änderungen des G. über das Posttaxwesen, vom 
11. März 1901.] G. betr. die Portofreiheiten im Gebiete des nordd. Bundes 
(P.Fr.G.) vom 5. Juni 1869. — Das Post-G. ist in Elsaß-Lothringen eingeführt 
durch G. vom 4. Mai 1871; in Helgoland durch V. vom 22. März 1891. 
14 G, über das Telegraphenwesen des Deutschen Reichs (Tel.G.) vom 
6. April 1892 (R.G.Bl. S. 467), [abg. durch G. vom 4. März 1908 (R.G.Bl. S. 79) 
über Funkentelegraphie. Bek. d. Reichsk. vom 16. Juli 1908 (R.G.Bl. S. 476). 
Telegraphenordnung (Tel.O.) vom 16. Juni 1904 (Z.Bl. S. 229) abg. durch Be- 
stimmungen über Funkentelegrapbie vom 14. Juni 1908 (Z.Bl. S. So ; V. vom 
27. Mai 1909 (Zentr.Bl. S. 228.) V. betr. die gebührenfreie Beförderung von 
Telegrammen vom 2. Juni 1877 (R.G.Bl. S. 524). Fernsprechgebühren-Ordnung 
vom 2%. Dez. 1899 (R.G.Bl. S. 711); Ausführungsbestimmungen vom 26. März 
1900 (Z.Bl. S. 242); Bestimmungen über Fernsprech-Nebenanschlüsse vom 31, Jan. 
1900 (Z.Bl. S. 23). Telegraphenwege - Gesetz (Tel.W.G.) vom 18. Dez. 1899 (B. 
G.Bl. S. 705). Ausführungsbestimmungen vom 26. Jan. 1900 (R.G.Bl. S. 7).] 
Internationaler Telegraphenvertrag vom 10./22. Juli 1875, [letzte Revision 
vom 10. Juli 1908 zu London. Internationaler Funkentelegraphenvertrag vom 
3. Nov. 1906 (R.G.Bl. 1908 S. 411).] 
15 Übereinkommen [zwischen der Reichs-Postverwaltung, der Bayerischen 
und der W ürttembergischen Postverwaltung vom 25. Mai 1889 (Postumteblatt 
S. 239.) abgedr. im Auszug bei Aschenborn 8. 401.] 
% Ausdrücklich ist dies ausgesprochen in bezug auf das Postreglement 
durch Post-G. $ 50. Vgl. Laband 8, 821 Erk. d. Oberappellationsgerichts in 
Dresden. Seufferts Arch. 6, 58. [Vgl. dazu Aschenborn S. 121: „Daß 
der Post-O. die rechtliche Natur und Kraft einer allgemeinen Rechtsnorm bei- 
  
 
	        
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