Full text: Die Finanz- und Zollpolitik des Deutschen Reiches.

— VI — 
stücke. Es wird begreiflich sein, daß in letzterem Falle die Quellen 
nicht genannt werden können. Doch hoffe ich, die Grenzen der 
mir gestatteten diskreten Benutzung nicht überschritten zu haben. 
Obgleich als Teil eines größeren Werkes anfänglich geplant, 
ist der Band, den ich hiermit der Öffentlichkeit übergebe, durch- 
aus selbständig und in sich abgeschlossen. Er soll die Richtlinien 
der deutschen Finanz- und Zollpolitik in ihren großen und kleinen 
Windungen darlegen. Daß bei allen großen Wendepunkten länger 
verweilt wurde, ist selbstverständlich. 
Das Ineinandergreifen von Zoll- und Steuerpolitik, Reichs- 
und Landesfinanzen, materiellen und formellen Fragen des Finanz- 
wesens hat vereinzelt eine knappe Wiederholung gewisser Tat- 
sachen unvermeidlich gemacht oder doch erwünscht erscheinen 
lassen. Ich hoffe, daß das Buch dadurch nicht an Breite, sondern 
an Tiefe gewonnen hat, daß die Aufhellung schwieriger und ver- 
wickelter Vorgänge und Zustände dadurch vielleicht manchmal ge- 
lungen ist. Jedenfalls wird es die Benutzung erleichtern, wenn bei 
der Lektüre eines Kapitels, der Orientierung über eine bestimmte 
Frage nicht das ganze Werk durchgeblättert werden muß. Wer 
sich über Einzelheiten unterrichten will, sei auch auf das Namen- 
und Sachregister verwiesen. 
Es ist mir nicht leicht geworden, das vorliegende Werk ab- 
zuschließen. Seitdem ich vor mehr als zehn Jahren einmal in der 
Staatswissenschaftlichen Gesellschaft unter Professor Stieda in 
Leipzig einen Vortrag über die damals schwebenden Reichsfinanz- 
fragen hielt, habe ich mich mit Vorstudien zu einer Geschichte 
der Reichsfinanz- und Zollpolitik beschäftigt. Während der letzten 
fünf Jahre ist alle meine freie Zeit dem vorliegenden Werk ge- 
widmet worden. 
Und nun geht es hinaus, begleitet von dem Wunsche, bei- 
zutragen zum Verständnis des Reichsfinanzwesens und dessen, was 
ihm not tut. Das Reichssteuersystem steht noch nicht fertig da. 
Es fehlt dem Gebäude an den Fundamenten, und es fehlt auch 
noch am Dache. Handlanger stehen genug am Wege, aber wo 
ist der staatsmännische Meister, der dem deutschen Reiche das 
gibt, was einem Bismarck Preis genug erschien, seine letzte sinkende 
Kraft daran zu setzen?!) 
Innsbruck im Januar ı913. 
Wilhelm Gerloff. 
1) S, unten S. 124.
	        
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