Full text: Wörterbuch des Deutschen Staats- und Verwaltungsrechts. Erster Band. A bis F. (1)

  
Agrargesetzgebung (Hessen) — Alademien 89 
  
wesens im Großh. Hessen, 1868; W. Zeller, HB der Verf 
u. Berw im Großherz. Hessen 2, 1885, 1886, 1 202 S 62 ff.; 
Küchler, Das Verf= und VerwRecht des Großherz. 
Hessen?, bearbeitet von Braun und Weber, 1898/99, 
Bd. 3, 250 ff.; Ad. Thomas, Beiträge z. Gesch. d. 
Bauernbefreiung u. d. Entlastung des ländl. Grundbes. 
im Großh. Hessen, 1910. Für die Landsiedelleihegüter v. 
Sternberg in 8 f. D. 8, 93; für die Lage der bäuer- 
lichen Bevölkerung Hessens im 18. Jahrh. s. W. Wittich 
in den Quartalbl. d. Hist. Ber. f. d. Großh. Hessen, N. F. 
1, 99 ff. Arthur B. Schmidt. 
Akademien 
5 1. Allgemeine Geschichte. # 2. Die deutschen Akademien. 
* 3. Die Ausgaben der Akademien. 4 4. Die internationale 
Vercinigung der Akademien. 
S#1. Allgemeine Geschichte. A. war ein öffent- 
licher Platz in Athen, nach dem Heros Akademos 
genannt. Wissenschaftliche Bedeutung gewann 
der Name durch Platon, der an dieser Stelle unter 
den Bäumen seinen Schülern seine Philosophie 
vortrug. Die von ihm begründete Schule heißt 
daher die akademische. Später spalteten sich die 
Richtungen zu einer dogmatischen und zu einer 
skeptischen des Arkesilaos, so daß man danach eine 
alte und eine neue A. unterschied. Indem man 
auch kleinere Abweichungen als besondere Rich- 
tungen auffaßte, zählte man sogar bis zu fünf 
Akademien. Die A. im ältesten Sinne bedeutet 
also eine Philosophenschule. 
Wohl gab es schon im Altertum eine unter 
Staatsautorität begründete Vereinigung von 
Gelehrten, welche der wissenschaftlichen Forschung 
diente, aber nicht unter dem Namen A. Es war 
das von dem ersten Ptolemäer begründete Mu- 
seum zu Alexandria. 
Im Mittelalter war alle Wissenschaft kirchlich 
gebunden. Mochten Herrscher wie Karl der Große 
und Alfred der Große einen Kreis von Gelehrten 
um sich sammeln, so sind daraus wenigstens keine 
dauernden Einrichtungen hervorgegangen. Ueber- 
dies bestand die Wissenschaft des Mittelalters mehr 
in der Ueberlieferung des überkommenen Wissen- 
stoffes im Anschlusse an die überlieferte Autorität 
als in wissenschaftlicher Forschung. 
Die A. im modernen Sinne entsteht mit der 
Wiederbelebung des klassischen Altertums im 
Zeitalter der Renaissance. 
Wie diese Wiederbelebung von Italien ihren 
Ausgang nahm, so ist dieses auch das Ursprungs- 
land der A. In dem gelehrten Kreise, der sich um 
Cosimo von Medici versammelte, bildete sich 1470 
aus Verehrern des Plato eine platonische A. Sie 
bestand unter Lorenzo fort, löste sich aber 1521 auf. 
Gleichzeitig sammelte sich um König Alfons V. von 
Neapel ein Kreis von Gelehrten, der sich auch zu 
einer A. vereinigte. In Rom entstand unter Lei- 
tung des Astrologen Julius Pomponius Laetus 
1498 eine Accademia antiquaria zur Erforschung 
des klassischen Altertums, verwandelte sich aber, 
da einige Mitglieder wegen Ketzerei verfolgt wur- 
den, in eine geheime Gesellschaft und ging 1550 
unter. Italien war schließlich übersät von A., man 
zahlte über 500. Die berühmteste war die von 
dem Dichter Grazzini 1582 zu Florenz begründete 
  
Accademia della Crusca (crusca — Kleie) zur 
Reinigung der italienischen Sprache, berüchtigt 
durch ihre Feindschaft gegen Tasso und verdient 
durch ihr zuerst 1612 erschienenes Vocabolario 
della Crusca. Alle diese A. waren, wenn auch 
vielfach im Anschlusse an die Staatsgewalt be- 
gründet, doch im wesentlichen freie Vereinigungen. 
DaMgegen setzt die Verstaatlichung mit vollem 
Hochdrucke in Frankreich ein. Wohl hat es auch 
hier freie A. gegeben, aber dauernde Bedeutung 
gewannen nur die Staatsgründungen in der 
Hauptstadt. Eine private Vereinigung von Ge- 
lehrten bot für Richelieu die Grundlage, am 25. 
J. 1635 die Académie française zu begründen und 
damit die engste Verbindung von Staat und Wis- 
senschaft herzustellen. In der Besetzung von 40 
Mitgliedern wurden am 10. Juli 1637 die Sitzun- 
gen eröffnet. Indem vier Mitglieder den Auf- 
trag erhielten, die Abfassung der Inschriften auf 
den öffentlichen Denkmälern zu leiten, entstand 
daraus 1663 die Académie des inscriptions. 
Sie erweiterte sich 1701 zur Académie des 
inscriptions et belles lettres und dehnte ihre 
Ausgaben auf Geschichte, Archäologie und Sprache 
aus. Ferner entstand 1666 durch Colbert die 
Académie des sciences. Dazu kam die 1648 von 
Lebrun begründete Acadénmiie des beaux arts, die 
Académie de musique und auf Colberts Ver- 
anlassung 1671 eine Académie d’architecture. 
Ein Dekret des Konvents v. 8. 8. 1793 hob die A. 
auf, aber bereits am 25. 10. 1795 stellte ein solches 
des Direktoriums sie als Institut national wieder 
her. Dieses zerfiel anfangs in drei, seit 1803 in 
vier Klassen. Mit geringen Aenderungen hat sich 
diese Einrichtung bis heute erhalten. Das In- 
stitut de France zerfällt hiernach in fünf Klassen: 
1. Die Académie française, aus 40 Mitgliedern 
bestehend, beschäftigt sich mit französischer Sprache 
und Literatur, gibt das Dictionnaire de PAca- 
démiie heraus und hat Preise zu vergeben. 2. Die 
Académie des inscriptions et belles lettres mit 
ordentlichen, freien, außerordentlichen und korre- 
spondierenden Mitgliedern, hat Geschichte, Ar- 
chäologie und klassische Literatur zur Aufgabe. 
3. Die Académie des sciences mit gleichen Mit- 
gliederklassen ist für Naturgeschichte, Physik, 
Chemie und Mathematik bestimmt. 4. Die Aca- 
démie des beaux arts aus ordentlichen, freien, 
fremden und korrespondierenden Mitgliedern bil- 
det fünf Sektionen. 5. Die Académie des sciences 
morales et politiques, 1832 hinzugetreten, mit 
denselben Mitgliederklassen wie die vorige, ist mit 
den philosophischen, geschichtlich-politischen, rechts- 
wissenschaftlichen und volkswirtschaftlichen Fä- 
chern beschäftigt. 
Außerdem versteht man in Frankreich unter A. 
die Organisation der Verwaltung der Hoch= und 
Mittelschulen. Zu diesem Zwecke zerfällt Frank- 
reich in 17 A. Bei jeder ist der Unterrichtsminister 
durch einen Rektor vertreten. Für das Volks- 
schulwesen steht dem Präfekten ein A. Juspektor 
zur Seite. Dem Rektor wie dem Inspektor sind 
wieder beratende Körperschaften zugeordnet. 
Vorbildlich für Deutschland wurde die Pariser 
Akademie. 
Das gilt zunächst von der Berliner A. Von 
Friedrich III/I 1700 unter dem Vorsitze von 
Leibniz als Société des sciences begründet und 
1711 eröffnet, verfiel sie unter Friedrich Wil-
	        
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