602
Thüringische Staaten (B. Schwarzburg)
Die Gesetze treten, wenn nichts besonderes bestimmt ist,
in Weimar und Altenburg sofort, in Meiningen und Koburg-
Gotha am 4. Tage — in der Stadt Meiningen jedoch am 1.,
in anderen Landesteilen des Herzogtums am 2. oder 6. Tage
— nach der Verkündigung in der Gesetzsammlung in Kraft.
II. Die in unregelmäßigen Zwischenräumen erscheinenden
Staatshandbücher der vier Staaten (Staatehand-
buch für das Großherzogtum Sachsen seit 1823, jedoch zu-
nächst zum Teil in langen Zeitabständen, zuletzt 1913; Hof-
und Staatshandbuch für das Herzogtum Meiningen seit
1861, zuletzt 1912; Staats= und Adressenhandbuch des
Herzogtums Sachsen-Altenburg seit 1881, zuletzt 1902;
Hof= und Staatshandbuch für die Herzogtümer Sachsen-
Koburg-Gotha seit 1890, zuletzt 1907).
III. Georg Meyer, Kircher, Sonnen-
kalb, Forkel in Marquardsen, HB des öffentlichen
Rechts, 3. Band, 2. Halbband, 2. Abteilung: Das Staatsrecht
der Thüringischen Staaten (1884). Knetsch (Weimar),
Oberländer (Meiningen), Hässelbarth (lAlten-
burg) in Scholz und Storck, Bibliothek des öffent. Rechts
(1900); Ortloff, Die Staatseinrichtungen im Großh.
Sachsen-Weimar-Eisenach, 1896; Kahle, Gesetze über
die Verfassung und den Landtag im Großh. Sachsen-
Weimar-Eisenach, 1901; v. Basse witz, Das Staats-
grundgesetz für die Herzogtümer Koburg und Gotha, 1905;
Beck, Geschichte der Regenten des Gothaischen Landes,
1868; Alfr. König, Das Dispensationsrecht des Her-
zogs in den Herzogt. Sachsen-Koburg-Gotha, Diss. Jena
1911; Posener, Die Verfassungen des Erdballs, 1910;
Störk- v. Rauchhaupt, ÖHy der deutschen Ver-
fassungen 2, 1913.
Ueber kirchliche Gesetzgebung: Thüringer
kirchliches Jahrbuch, Altenburg 1895 ff; Kirchliches Ver-
ordnungsblatt für das Großherzogtum Sachsen-Weimar-
Eisenach, 1880 ff; Vollert, Sammlung der kirchlichen
Gesetze und Verordnungen im Großherzogtum S.-Weimar-
Eisenach seit 18418, Weimar 1880; Geier, Sammlung
der wichtigsten auf die Landeskirche des Herzogtums Sachsen-
Altenburg sich beziehenden Bestimmungen, 1906; Rud-
loff,. Gothaisches Kirchen= und Pastoralrecht, 1333;
v. Strenge, Rudloff, Claus, Die Grundsätze
des Kirchenrechts der ev. Landeskirchen der Herzogtümer
Sachsen-Koburg und Gotha, 1908 lv. Strenge, Ent-
wurf einer Ordnung der Gemeindekirchenräte und des
Landeskirchenrats im Herzogt. Suchsen-Gotha, 19041.
v. Hentig.
B. Schwarzburg (Fürstentümer)
Das Fürstenhaus Schwarzburg
ist aus dem Hause der Grafen von Käfernburg
hervorgegangen. Der Ahnherr dieser Grafen ist
Gundar (Günther), ein Sohn Lothars IV., Königs
der Franken; einer seiner Nachkommen erbaute
im Tale der Schwarza im Thüringer Wald das
Schloß Schwarzburg, nach welchem das Haus
Schwarzburg seinen Namen füuhrt. Ein Glied
dieses Hauses war der im Jahre 1349 zum deut-
schen Raiser gewählte Graf Günther XXI. Nach
den in den Jahren 1571, 1584 und 1599 erfolgten
Teilungen wurde Johann Günther Stifter der
Linie Schwarzburg-Sondershausen
und Albert Ahnherr der Linie Schwarz-
burg-Rudolstadt. Die Grafen dieser
beiden Linien sind gegen Ende des 17. und zu
Anfang des 18. Jahrhunderts in den Reichs-
fürstenstand erhoben worden und haben
am 7. September 1713 einen Erb= und Suk-
zessionsvertrag abhgeschlossen, in welchem
das Erstgeburtsrecht für beide fürstlichen Linien
eingeführt, das gegenseitige Erbrecht derselben
befestigt und die Fideikommißeigenschaft des
Domaniale ausgesprochen wird. Nach dem am
28. März 1909 erfolgten Ableben des Fürsten
Karl Günther von Schwarzburg-Sondershausen
hat Fürst Günther von Schwarzburg--Rudol-
stadt, nach dem Erbfolgerecht des fürstlich
schwarzburgischen Gesamthauses zur Nachfolge
berufen, die Regierung des Fürstentums Schwarz-
burg-Sondershausen angetreten. Mit Rücksicht
darauf, daß die Gesetzgebungen und vor allem
die Verfassungen beider Länder infolge der ge-
schichtlichen Entwicklung, welche die schwarz-
burgischen Lande seit dem Sukzessions Bt v.
7. 9. 1713 genommen haben, verschieden sind,
konnte ein Zusammenfallen der beiden schwarz-
burgischen Fürstentümer zu einem Staate —
wie er im Sukzessionsvertrage vorgesehen war —
nicht erfolgen. Die beiden Fürstentümer Schwarz-
burg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen.
sind nunmehr in Personalunion unter
einem Fürsten, die Staatsministerposten beider
Fürstentümer in einer Person vereinigt. Zur
Nachfolge in die Regierung der beiden Fürsten-
tümer ist für den Fall des ohne männlichen Nach-
kommen erfolgenden Ablebens des jetzt regieren-
den Fürsten Günther Victor (geb. am 21. August
1852) berufen kraft der von sämtlichen Agnaten
des fürstlich schwarzburgischen Gesamthauses un-
term 21. April 1896 vollzogenen Vereinbarung
der Prinz Sizzo, geb. am 3. Juni 1860, Sohn des
Fürsten Friedrich Günther zu Schwarzburg-
Rudolstadt (Kaso) und dessen Gemahlin Helene,
Gräfin von Reina, Prinzessin zu Anhalt sowie die
männlichen Nachkommen des Prinzen Sizzo,
dem der Titel und Rang eines „Prinzen von
Schwarzburg“ verliehen worden ist.
Siteratur: Junghans. Geschichte der Schwarz-
burgischen Regenten, 1821; Apfelstedt, Geschichte
des Schwarzb. Hauses, 1856; Schulze, Hausgesetze
der regierenden deutschen Fürstenhäuser 3, 320; König,
Genealogie des fürstl. Hauses Schwarzburg-Rudolstadt, 1865.
Abdruck der Berfassungsurkunden beider Fürstentümer in
Stoerk-= v. Rauchhaupt, HB der deutschen Ver-
lassungen", 1913, S 461f und Posener, Staats-
verfassungen des Erdballs, 1909, S 505 f. ——
I. Schwarzburg-Rudolstadt
Bundesrat 1 Stimme — Reichstag 1 Abgeord-
neter; Größe 940 qkm; 100 702 Einwohner (1910);
auf 1 qkm 107 Einwohner — Staatshaushalt mit
dreijähriger Finanzperiode schließt 1912—1914 in
Einnahme und Ausgabe jährlich mit 3 377 718
Mark ab.
I. Staatsgebiet. Das Staatsge-
biet zerfällt in die „Oberherrschaft“ mit
732,94 qkm (am Thüringer Wald: Rudolstadt,
Königsee) mit dem getrennt liegenden Gerichts-
bezirk Leutenberg, und die „Unterherrschaft“ mit
207,45 qkm (in der preuß. Provinz Sachsen: