102 Das Buch der Wahrheit
Es ist nicht zu verwundern, dass John Swinton,
der sein Leben lang ein Zeitungsherausgeber war, in Er-
widerung auf eine Rede inbezug auf die „unabhän-
gige Presse” in der New York Press Association
(Lester F. Ward’s „Pure Sociology”, 1911) folgendes erwi-
derte:
„In Amerika gibt es nichts — mit etwaiger Aus-
nahme.der Presse in den kleineren Städten — was
man “freie Presse” nennen könnte. Das wissen
Sie, meine Herren, genau so, wie ich es weiss. Es gibt
nicht einen unter Ihnen, der es wagt, eine ehrliche
Meinung offen auszusprechen. Wenn Sie- das täten,
so wissen Sie bereits vorher, dass es niemals im
Druck erscheinen wird. Man zahlt mir $150.00 die
Woche, um zu verhüten, dass ich meine ehrliche und
offene Meinung in der Zeitung, für die ich arbeite, aus-
spreche. Mancher von Ihnen erhält ähnliche Gehäl-
ter aus demselben Grunde. Wenn ich es erlaubte,
dass ehrliche Meinungen in irgendeiner Ausgabe mei-
ner Zeitung gedruckt würden, so würde ich, gleich
Othello, vor Ablauf von 24 Stunden meine Stellung
verlieren. Der Journalist, der so einfältig ist und ehr-
liche Meinungen vom Stapel lässt, würde sich sehr bald
auf der Strasse befinden und sich einen neuen Platz
suchen müssen. Es ist die geschäftliche
Aufgabe eines jeden New Yorker
Journalisten, die Wahrheit zu ver-
drehen, Lügengewebe zu spinnen, sich
zu drehen und zu wenden, vor dem Mammon sich zu
beugen und sein Vaterland und seine Rasse für sein
tägliches Brot oder — was dasselbe ist — für sein
Gehalt zu verkaufen. Das wissen Sie sowohl wie
ich. Es ist geradezu ein Hohn, auf eine sogenannte