Full text: Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben König Alberts von Sachsen.

— 88 — 
110. Wie hoch man des Königs Zigarren schätzt. 
Einst war König Albert zur Jagd auf Markersbacher Revier. 
Sie galt dem Auerhahn, und es wurde daher schon in der Nacht auf— 
gebrochen nach dem Standort. Der Weg führte auf schmalem Pfade 
an einem Wässerchen entlang, sodaß von der Jagdgesellschaft einer hinter 
dem anderen gehen mußte. Voraus schritt ein alter Waldläufer und 
Pfadfinder, ein kleiner, aber ausdauernder Mann mit einer brennenden 
Laterne in der Hand. Da der König den Jagdgenossen die Erlaubnis 
zum Rauchen gegeben hatte, so qualmte ein jeder nach Herzenslust, am 
meisten aber der Führer, dem der König auf dem Fuße folgte. Der 
Waldmensch rauchte aus einer kurzen Pfeife eine Sorte des berühmten 
Knasters Wohlgemut, auf den der bekannte Reim gemacht worden ist: 
Er stinkt und beißt, und schmeckt nicht gut. Davon erhielt nun König 
Albert als Hintermann des tapferen Rauchers eine Ladung nach der 
andern ins Antlitz. Eine Zeitlang hielt er es aus, dann aber wurde 
ihm der Duft doch zu arg, und er ersuchte den Oberförster, dem Mann 
einige Zigarren auszuhändigen. Dies geschah mit der Weisung, sich 
eine davon anzuzünden, und der hocherfreute Empfänger sprach dafür 
seinen allerschönsten Dank aus. Nach dem dadurch entstandenen kurzen 
Aufenthalt ging der Monarch weiter. Zu seinem Befremden schlugen 
dem König aber noch fortgesetzt Wolken des alten, beißigen Tabak- 
geruches entgegen, und er frug deshalb schließlich den Waldmensch: 
„Haben Sie denn vorhin nicht Zigarren vom Oberförster zum Rauchen 
bekommen?"“ „O ja, Maojestät,“ versetzte dieser. „Aber rauchen Sie 
sie denn nicht?“ frug der König weiter. — „J behüte, Majestät, das 
wäre doch jammerschade darum, hier im Busche, die rooch ich erscht 
drheeme, am Sunt'g.“ 
111. Die teuren Zigarren. 
Nach einer Jagd in der Oschatzer Gegend, an welcher König 
Albert teilnahm, stellte sich heraus, daß die Zigarren fehlten. Der 
König, als leidenschaftlicher Naucher bekannt, vermißt den gewöhnten 
Genuß sehr ungern und frug daher die ihn umgebenden Herren, ob 
wohl einer derselben ihm aushelfen könne. Ein junger Großgrund- 
besitzer von auswärts reichte alsbald dem König ein elegantes gut- 
gefülltes Etui und bat zuzulangen mit den zuverlässigen Worten: „Sie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.