Full text: Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben König Alberts von Sachsen.

— 93 — 
die Schulter nach dem Königlichen Sündenbock, der vergnügt lächelnd 
auf der Bank neben dem Kochherd saß. Nun brachen die hohen Herren 
in ein stürmisches Gelächter aus, über das Annamirl baß verwundert 
war. „Ja, Sennerin,“ meinte der Kaiser, „das Rahmmusmachen ist 
eben auch eine Kunst, ebenso wie das Regieren. Schau Dir 'mal den 
alten Patzer an, das ist ja Se. Majestät der König Albert von Sachsen.“ 
„Herr Jesses Mariandel“ — schrie die Sennerin entsetzt auf. „Da 
hab' i ja a Majestätsverbrechen begangen. Ich wollt' ihn schon aussi 
schmeißen vor Gift und Gall.“ „Na, i bin Dir dankbar, daß Du es 
nicht getan hast,“ entgegnete der König, der ganz Untröstlichen begütigend 
die Hand auf die Schulter legend. „Aber grob bist Du gewesen, un— 
menschlich grob.“ — Und nun erzählte Albert seinem Kaiserlichen Jagd- 
freund, wie die schöne Annamirl gegen ihn losgezogen, und wohl noch 
nie hatten sich die hohen Jäger so vor Lachen geschüttelt, wie damals. 
Schön Annamirl hat ihr Verbrechen aber wieder gut gemacht, indem 
sie ein frisches, tadelloses Rahmmus bereitete, daß den Königlichen Gästen. 
vortrefflich schmeckte und von ihnen auch wahrhaft königlich bezahlt 
wurde.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.