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wofür jenes?“ informierte sich der Monarch. „Und dies an der Uhr—
kette, wozu dient das?“ „Majestät“ — antwortete der Bürgermeister
verlegen, „dieses ist ein allgemeines Erkennungszeichen für Skatspieler,
das heißt für den stets gesuchten dritten Mann.“ — „Das ist ja
reizend,“ rief der König, „dieses Abzeichen muß ich mir auch ver—
schaffen, um gelegentlich einmal den dritten Mann machen zu können.“
Schnell gefaßt erwiderte der Bürgermeister: „Majestät, das letztere ist
unmöglich, denn in Sachsen ist und kann der König nur allzeit der
erste Mann sein!“ Lächelnd drohte der König mit dem Finger und
sagte: „Im Skat ist das ein ander Ding, da muß ich wohl oder übel
häufig auf den letzten Platz zurück, dort regieren die Wenzel und nicht
die Könige.“
130. Inkognito.
In Ragaz traf König Albert einmal mit dem französischen Schrift-
steller Maurice Sand, dem Sohne der bekannten George Sand, zu-
sammen.
„Majestät“, sagte dieser, „ich habe die Ehre, mit Ihnen verwandt
zu sein“. „Wieso?“ erwiderte der König. „Meine Mutter war die
Tochter von Maurice Dupin, und dieser war der Enkel des Marschalls
Moritz von Sachsen. Dessen Mutter aber war die Gräfin Aurora
von Königsmark, der Vater König August der Starke. Da nun August
der Starke Hochdero Urgroßvater ist, so —" „Herr Vetter“, unterbrach
ihn hier lächelnd der König Albert, „ich bin inkognito hier; wollen
Sie nicht auch inkognito bleiben?“
131. „Mein König hat nach mir gefragt!“
„Der König kommt! Der König kommt!" so rief's durch Vogtlands Gau'n.
„Laßt Eichenkränze winden uns und Ehrenpforten bau'n.“
Der Flurenwächter Hans hört's auch, er will empfangen ihn,
Dem Fürsten mit dem Magistrat am Tor entgegenzieh'n.
Nun gilt's zu machen Toilett', er bürstet aus den Hut,
Den Dreimaster aus alter Zeit, ihm deucht', er stünd' ihm gut.