Full text: Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben König Alberts von Sachsen.

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Mit Vogelfedern spickt er ihn, mit Haaren wild und bunt, 
Daß kaum mehr zu erkennen war des Hutes Untergrund. 
Nun putzt den Rock er weidlich aus, der sah wie grünes Gras, 
Trug Doppelreih'n von Knöpfen gar aus Messing, Blei und Glas. 
Er zog ihn an. „Noch paßt er mir; doch fehlt's am besten hier.“ 
Er zeigte auf die linke Brust, wo glänzt des Ordens Zier. 
Nun dem wird abgeholfen gleich. Hans holt aus altem Fach 
Viel große Münzen und putzt dann den früher'n Glanz bald wach. 
Nun würde ich ein Lügner sein, verschwieg ich, daß noch lag 
In seinem Schrein ein Säbel groß, der war von altem Schlag. 
Mit seinen Münzen auf der Brust und seinem Federhut 
Trat er zu dem Empfang mit an, gar stolz und hochgemut. 
's war keiner, der geschrieen mehr: Herr König, vivat hoch! 
Als Hans, er weiß, wie man auch schalt, sich zu behaupten doch. 
Der König nickte allen zu, doch als er diesen Schelm 
Erblickt in seinem Flitterstaat, da lacht er unterm Helm. 
„Wer ist der kühne Biedermann, fast wie Rinaldos Art?“ 
Frug er und war so frohvergnügt niemals auf seiner Fahrt. — — 
Fortan war Hans der Held des Tags, das hat ihm sehr behagt, 
Denn unablässig rief er aus: „Er hat nach mir gefragt!“ 
Wer spöttisch lächelnd ihn ansah, dem hat er's gleich gesagt: 
„Mein König, ja mein König war's, der hat nach mir gefragt!“ 
Und fühlte Hans des Lebens Leid, niemals hat er geklagt. 
Er tröstet sich: „Mein König hat dereinst nach mir gefragt!“ 
E. R. Freytag.
	        
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