Full text: Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben König Alberts von Sachsen.

25. „Wie haben sich unsere Sachsen geschlagen?“ 
Der bei der Mobilmachung von 1863 in die Erscheinung getretene 
Offiziersmangel in der sächsischen Armee und die allgemeine Unsicherheit 
der politischen Lage veranlaßten die Regierung vom Landtage 1864 
zwanzig neue Freistellen im Kadettenkorps zu fordern. Die Zweite Kammer 
lehnte die Vorlage ab. In der Sitzung der Ersten Kammer vom 27. Mai 
trat aber Kronprinz Albert energisch für die Mehrbewilligung ein, indem 
er folgendes sprach: „Von der Tüchtigkeit der Offiziere hängt die 
Haltung der Truppen auf dem Schlachtfelde ab. Eine Armee, welche 
tüchtige Offiziere hat, wird sich auf dem Schlachtfelde ebenso bewähren 
als im Frieden; sie wird die Ehre des Landes, sie wird ihre Fahnen 
stets hochhalten. Verkennen wir es nicht, es können in kurzer Zeit 
Ereignisse eintreten, wo die Geltung, ja vielleicht die Selbständigkeit 
unfres engeren Vaterlandes von den Taten unfrer Armee abhängen 
können, wo man weniger fragen wird nach unsrer ausgezeichneten In- 
dustrie, nach unserem vortrefflichen Ackerbau und unsern guten Gelehrten- 
schulen, sondern wo man fragen wird: wie haben sich unsere 
Sachsen geschlagen? und danach wird der Wert unseres Vaterlandes 
bemessen."“ 
Diese Mahnung verfehlte ihre Wirkung nicht: in zweiter Lesung 
wurde die Position genehmigt. 
26. Bei Abernahme des Kommandos über die mobile 
sächsische Armee 1866. 
Obwohl Kronprinz Albert den Rechtsstandpunkt, auf dem die 
Politik seines Vaters beruhte, völlig teilte, war er doch weit entfernt, 
die Kriegstüchtigkeit des preußischen Heeres zu unterschätzen. Sein 
leidenschaftsloser und kritischer Blick täuschte sich weder über die Macht 
des Gegners noch über den unsicheren Erfolg des Kampfes. „Wie 
gern bliebe ich“, schrieb er am 9. Mai 1866 an den Kriegsminister 
von Rabenhorst, „auch in der nächsten gefährlichen Zeit an zweiter
	        
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