Full text: Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben König Alberts von Sachsen.

Stelle unter Ihrem bewährten Kommando, denn wahrlich, Ruhm 
wird wenig zu haben sein, Ehre und Reputation aber oft 
auf dem Spiele stehen. Nur das Gefühl meiner Pflicht 
gegen das Land kann mich bewegen, die so schwierige Stellung 
anzunehmen.“ 
27. Kronprinz Albert und Oberleutnant Vortius. 
Im Juni des Jahres 1866 hatte der Ingenieur-Oberleutnant 
Portius den Befehl erhalten, bei der ersten Annäherung des Feindes 
die Elbbrücke bei Riesa in Brand zu stecken. Zu diesem Zweck war 
genannter Offizier mit einem Dampfsschiff bereits nach Niesa detachiert. 
Mit großer Kaltblütigkeit wartete Portius, bis ihm die Reiterposten 
bei Strehla abends 10 Uhr das Erscheinen der Preußen meldeten, 
dann entledigte er sich des Auftrags und gelangte mit seinen Pionieren 
glücklich nach Meißen. Welche wohlwollende Teilnahme der Kronprinz 
den Vollstreckern seiner Befehle erwies, das zeigt sich an der Be- 
merkung, die er an den Rand des Berichtes über die Zerstörung der 
Brücke, der den Verbleib des Offiziers und der Mannschaft nicht er- 
wähnte, die Bemerkung schrieb: „Was ist aus Portius und seinem 
Schiff geworden?“ 
28. Auf dem Rückhzuge nach Königgrätz. 
Die Stimmung, in welcher sich der Kronprinz auf dem Rückzuge 
nach Königgrätz befand, erhellt aus einem Worte, welches er zu einem 
seiner Offiziere sagte: „Ich wollte, ich läge tot auf dem Schlacht- 
felde!“ Aber die Grundelemente seines Charakters, ein felsenfestes 
Vertrauen auf die göttliche Vorsehung und ein unerschütterliches Be- 
wußtsein der Pflicht, halfen ihn über die Verzweiflung des Augenblicks 
hinweg. Mit seinen braven Truppen war er gleichwohl zufrieden, denn 
er äußerte sich u. a.: „Hätte ich nur noch zwei Brigaden Sachsen 
gehabt!“ Z„ 
29. Kronprinz Albert und seine Jäger bei Königgrätßz. 
Das 1. Jägerbataillon (jetzige 12 er Jäger) war die letzte sächsische 
Truppe, welche als Nachhut der 1. Infanteriebrigade das Schlachtfeld 
von Königgrätz verließ, nachdem es bis ½ 4 Uhr nachmittags an der 
Waldecke von Bor ausgehalten hatte. Hier trafen die Jäger auch den
	        
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