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35. „Der Juchs, das Glasauge —.“
Am 20. August übergab der Kronprinz das bisher von ihm be-
fehligte XII. Armeekorps seinem Bruder, dem Prinzen Georg. Er
verabschiedete sich, durch die zerstreut biwakierenden Truppen reitend,
von seinem Armeekorps und legte den Truppen, hin und wieder das
Wort an sie richtend, ans Herz, sich auch weiterhin als tapfere Sachsen
zu bewähren. Bei dieser Gelegenheit gab er eine bewunderungswürdige
Probe seines scharfen Gedächtnisses. Als er an die. 17. Ulanen kam,
fesselten ein Pferd, ein schöner Fuchs, und dessen Reiter seine Auf-
merksamkeit. „Wie heißt der Mann?“ wandte er sich fragend an den
in der Nähe stehenden Zugführer Leutnant Schmaltz. „Ulan Lehmann
von der 2. Eskadron, Königliche Hoheit!“ lautete die Antwort. „Der
Fuchs, das Glasauge“ — bemerkte nun Kronprinz Albert zu seiner
Umgebung — „stand 1866 bei Gitschin im Gardereiterregiment.“ Der
Fuchs wurde in der ganzen Schwadron „das Glasauge“ genannt, weil
er von Geburt an neben einem braunen ein weißlich geflecktes Auge
besaß. Daran hatte es auch der Kronprinz wiedererkannt, der sich nun
an den inzwischen vorgetretenen, stramm in Front stehenden Reiter
wandte: „Halten Sie das Pferd gut und halten Sie sich tapfer!“ Das
„Glasauge“ machte sich auch weiterhin der ihm zu teil gewordenen
Schätzung wert, denn in der Schlacht bei Sedan und bis vor die Tore
von Paris trug es den Rittmeister Hübel, dessen Pferd bei Douzy
versagt hatte. Ulan Lehmann hat als späterer Weichenwärter in
Meißen oft diese Geschichte von dem „Glasauge“ und von dem
Scharfblicke des ritterlichen Feldherrn erzählt.
36. Kronprinz Albert und Prinz Friedrich Karl.
Höchst ungern schied der Führer der großen III. Armee, Prinz
Friedrich Karl von Preußen, von seinem langjährigen Jugendfreunde,
dem Kronprinzen Albert, als dieser nach der Schlacht bei St. Privat die
Führung der neugebildeten IV. Armee erhielt. In einem Briefe an
den König Johann schreibt Prinz Friedrich Karl: „Lebhaft bedauere
ich, daß ich mich sehr gegen meinen Wunsch und viel zu früh von
dem tapferen XII. Korps trennen mußte. Ganz besonders bedauere
ich die Trennung von meinem wackeren und braven Kameraden, dem
Kronprinzen, der zu einer höheren Stelle berufen würde.=