Full text: Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben König Alberts von Sachsen.

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aus den Händen Meiner Armee annehme und trage, so tue Ich dies 
nicht für eignes Verdienst, sondern als eine Anerkennung für das, was 
die Armee geleistet hat, seit Ich ihr angehöre. Ich feiere heute ge— 
wissermaßen Meine goldne Hochzeit mit der Armee, und Ich 
bin dieser Meiner Jugendliebe immer treu geblieben. Ich 
habe mit der Armee gute und schwere Tage verlebt. Stets war aber 
die Armee dieselbe, immer gehorsam, pflichtbewußt, treu und hingebend. 
Daß Ich diesen Tag heute unter so mannigfachen Ehrenbezeigungen er— 
leben kann, verdanke Ich nur der Armee. Besonders habe Ich diese 
Zusammengehörigkeit der Armee zu Mir empfunden in schweren Tagen. 
Ewig unvergeßlich werden Mir sein die Zurufe aus ihren Reihen 
— nicht von Offizieren, sondern von Meinen Soldaten — auf dem 
Rückzuge von Königgrätz. In glücklichen Tagen habe ich sie ja auch 
oft gehört, aber von einer siegreichen Armee erklingen sie von selbst. 
So bin ich verwachsen mit der Armee, die Mir stets nur Freude gemacht 
hat. Und so soll es bleiben für alle Zeiten." 
70. „Kinder, bleibt sitzen!“ 
Zum fünfzigjährigen Gedenktage des Gefechtes bei Düppel am 
13. April 1899 war ein großer Teil der noch lebenden Veteranen dieser 
Zeit nach Dresden gekommen, um ihrem geliebten Kriegsherrn und Mit- 
kämpfer zu huldigen. König Albert empfing die alten Kämpen in seinem 
Sommersitze Strehlen. Die von der Last der Jahre allzugebeugten 
— keiner war unter 70 alt — und die von körperlichen Leiden heim- 
gesuchten, aber dennoch gekommenen, waren auf dem linken Flügel der 
Aufstellung im Garten auf Fahr= und Sitzstühlen plaziert. Als sich 
nun der König ihnen nahte, vergaßen sie in ihrer Freude ihres gebrech- 
lichen Zustandes und wollten sich von den Stühlen erheben, auch lüfteten sie 
ehrfurchtsvoll die Hüte. Kaum hatte der König die mehr oder weniger 
gelungenen Bemühungen bemerkt, als er mit beschwichtigender Hand- 
bewegung freundlich abwehrte und ihnen wiederholt zurief: „Kinder, 
bleibt sitzen und behaltet Eure Hüte auf!"“ 
71. Einer von der „sel'gen Garde“. 
Unter den bei der fünfzigjährigen Düppelfeier 1899 in Strehlen 
vom König angesprochenen Veteranen befand sich auch ein Webermeister
	        
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