73. Kronprinz Albert sendet einen Dresdner Chaisenträger
nach VParis.
Die Fürstin Pauline Metternich war in den sechziger Jahren
ein sehr bekanntes und beliebtes Glied der Dresdner Gesellschaft. Sie
besaß sprühenden Geist und Originalität und war am Hofe gern ge-
sehen. Auch der Kronprinz sympathisierte mit der heiteren Gemütsart
der lebenslustigen Fürstin und hat ihr einmal eine recht eigenartige
Überraschung bereitet. Die Fürstin lebte damals mit ihrem Gatten in
Paris. Es war am Morgen ihres Geburtstages, als ihr ein sehr
merkwürdig uniformierter Herr mit einem ebenso mächtigen als kost-
baren Blumenstrauß gemeldet wurde. Der Bote wurde vorgelassen,
und wer beschreibt der Fürstin Erstaunen, als sie einen — Dresdner
Chaisenträger vor sich sah, der den Strauß als Geburtstagsgruß
des Kronprinzen von Sachsen überbrachte. Anfangs glaubte die Fürstin
einem verkappten Dresdner Aristokraten gegenüber zu stehen, der sich
zur Ausführung des Scherzes erboten hätte. Aber sie überzeugte sich
bald, daß der Blumenbote in der Tat ein echter Dresdner Hof-
chaisenträger war, eines jener lebendigen Wahrzeichen des alten Dresdens,
die man daheim wegen ihrer Uniformierung: gelber, blauaufgeschlagener
Frack mit silbernen Knöpfen, treffend und richtig „Kanarienvögel“ nannte.
Der originelle Scherz des Kronprinzen war also vollständig
gelungen.
74. Albertbrücke und Carolabrücke.
Der im Jahre 1877 fertiggestellten Albertbrücke in Dresden,
welche die Antonstadt mit der Johannstadt verbindet, folgte als vierte
Elbbrücke der Stadt im Jahre 1895 die Carolabrücke, welche das alte
Kasernenareal in Neustadt erschloß und von hier aus einen direkten
Zugang nach der Pirnaischen Vorstadt schuf.
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