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„Nun, waren Sie denn wieder in Paris, wie sieht es dort aus, sind
die Franzosen noch nicht besser auf uns zu sprechen?“ und als ihm die
Antwort wurde, daß die Franzosen sehr nett und angenehm seien, und
der Verkehr mit ihnen ganz korrekt, meinte Se. Majestät: „Das glaube
ich schon, Sie kaufen dort ein und bringen Geld, aber holen Sie mal
Geld, verkaufen Sie dort mal etwas, dann werden Sie wohl anderen
Sinnes werden.“ Und damit hatte der König das richtige getroffen,
der Verkauf deutscher Fabrikate war damals in Paris noch sehr erschwert,
weil die Franzosen doch etwas zurückhaltend waren. Das gleiche richtige
Urteil hatte er über Amerika. „Die Amerikaner,"“ so sprach sich der
hohe Herr einmal aus, „werden uns noch viel zu schaffen machen, jetzt
leiden wir unter ihrem hohen Schutzzoll, und schließlich erdrückt uns
noch ihre Industrie.“ Und so ist es in der Tat gekommen.
87. Gefälligkkeit gegen junge Damen.
Zwei junge Engländerinnen, die im Begriff waren, ihr Dresdener
Pensionat zu verlassen und nach Hause zurückzukehren, kauften sich eine
Photographie Sr. Majestät und sandten diese mit einem Briefchen an
den König, in welchem sie natürlich ohne alle Förmlichkeiten und in
etwas unbehilflichem Deutsch ungefähr folgendes schrieben: Sie hätten sich
einige Jahre in Dresden aufgehalten und dabei oft das Glück gehabt,
den lieben König von Sachsen in der Nähe zu sehen, und sie hätten
ihn dabei so sehr lieb gewonnen, daß sie ihn bitten möchten, beifolgende
Photographie, die sie sich zur Erinnerung an ihn gekauft hätten, mit
seiner Unterschrift zu versehen. Schon am nächsten Tage erscheint in
der Pension ein Königlicher Lakai, der, zum Jubel der beiden
Engländerinnen und zur Verwunderung der Vorsteherin, die nachträglich
ob der Kühnheit ihrer Pfleglinge ein fürchterlicher Schreck überfällt,
einen Umschlag überbringt, der die Photographie mit der gewünschten
cigenhändigen Unterschrift des Königs enthält.
88. Handkäf'’ und Schweizerkäf.
Ein bekannter Schriftsteller wurde auf der Durchfahrt nach Wien
zu Hofe geladen. „Nun, wie gefällt Ihnen mein Dresden?“ fragte