— 72 —
der König. Der Schriftsteller erging sich in Lobeserhebungen, wie sie
die Stadt ja verdient. „Und unsere Sächsische Schweiz, was sagen
Sie zu der?“ Da aber wurde der Fremde verlegen. „O . . . ich
kenne sie wohl, aber . . .“ — „Nun, gefällt sie Ihnen nicht?“ —
„O, ja. Majestät, aber, offen heraus, zur wirklichen Schweiz verhält
sie sich doch nur wie ein Handkäs' zum echten Schweizerkäs', nicht
wahr?“ Und während die Herren vom Hofe beinahe umfielen vor
Schreck, lachte der König von Herzen über den so überaus drastischen
Vergleich.
89. Ein Vogel kam gestogen —. „
Eines Nachmittags wurde in der Königlichen Villa zu Strehlen
durch einen Lakai Namens Vogel der Kaffee serviert. Eben als er das
Zimmer betreten wollte, blieb er unglücklicherweise mit dem Fuße am
Teppiche hängen und fiel der Länge nach hin, sodaß das ganze
Porzellanservice mit lautem Geklirr zerbrach. Erschreckt fuhr die im
Nebenzimmer weilende Königin Carola auf und frug ihren Gemahl,
was denn passiert sei. Der König hatte den Vorgang beobachtet und
gab mit heitrer Miene zur Antwort: „°8 ist weiter nichts geschehen,
es kam nur — ein Vogel geflogen!“
90. Gut umschrieben.
Einst kehrte König Albert von einem Spazierritt in seine Villa
Strehlen zurück. In dem Augenblicke, als er vom Pferde steigen
wollte, ließ ein im Erdgeschoß der Villa beschäftigter Hausdiener aus
Unvorsichtigkeit die Schnure der Jalousie aus den Händen gleiten, durch
welches laute Geräusch das Pferd wild emporbäumte und der König
leicht zu Schaden hätte kommen können. Argerlich darüber, begab sich
der König direkt in das Parterrezimmer, woselbst der am ganzen
Körper zitternde Hausdiener sich befand, und machte diesen mit etwas
derben militärischen Worten über seine Unachtsamkeit Vorhalt. Keines
Wortes vor Schreck und Beschämung mächtig, schlich sich der Haus-
diener alsdann davon und begab sich in das Dienerzimmer, woselbst
ihn seine Kollegen fragten, was ihm denn passiert sei, daß er so blaß