Full text: Handbuch des Öffentlichen Rechts. Band III.1.2. Das Staatsrecht des Königreichs Württemberg. (2)

§ 58. Die Zwangsenteignung i. w. S. 191 
2. wegen Friedensleistungen für die bewaffnete Macht nach den näheren 
Bestimmungen des durch das R.G. v. 9. Febr. 1875 in Württemberg eingeführten Reichs- 
gesetzes über die Quartierleistung v. 25. Juni 1868 nebst den Abänderungsgesetzen 
v. 3. Aug. 1878 und v. 28. Mai 1887, sowie nach dem Art. I des R.G. v. 21. Juni 
1887 ¹), ferner nach den Reichsgesetzen über die Naturalleistungen ꝛc.  v. 13. Febr. 
1875 und v. 21. Juni 1887 und den Erlassen v. 28. Juli 1889 (R.G.Bl. S. 175) 
und v. 15. Okt. 1890 (R.G.Bl. 181)²); 
3. die Entschädigung wegen Kriegsleistungen für die bewaffnete Macht (R.G. 
vom 13. Juni 1873)³); 
4. bei Eingriffen in die Vermögensrechte der Privaten auf Grund des R.G. vom 
7. April 1869 betr. Maßregeln gegen die Rinderpest (insbes. §§ 2—4, 7)⁴), wonach 
für die auf Anordnung der Behörde getödteten Thiere, vernichteten Sachen und enteigneten 
Plätze sowie für die nach rechtzeitiger Anzeige des Besitzers gefallenen Thiere der durch 
unparteiische Schätzer festzustellende Werth aus der Reichskasse nach den näheren Aus- 
führungsbestimmungen der Einzelstaaten vergütet wird; 
5. bei Eingriffen auf Grund des Reichsviehseuchengesetzes v. 23. Juni 1880 
in der Fassung des R.G. v. 1. Mai 1894, des Württ. Ausf.G. v. 20. März 1881 und des 
württ. Gesetzes über die Entschädigung für an Milzbrand gefallene Thiere ⁵). Hiernach 
erfolgt die Entschädigung für die auf polizeiliche Anordnung getödteten oder vor Aus- 
führung dieser Anordnung an der Seuche gefallenen Thiere gemäß §§ 57—44 des Reichs- 
 
1) S. auch die Instr. v. 31. Dez. 1868 im Reg. Bl. v. 1875, S. 239 u. v. 3. Sept. 
1870 im Reg. Bl. v. 1875, S. 264; Min. Erl. v. 4. Mai 1877 A. Bl. S. 169, Bekanntm. v. 
3. Juni 1875 A. Bl. S. 162, v. 11. Jan. 1876 A. Bl. S. 18, Kais. Erl. v. 29. Jan. 1885 R.G. Bl. S. 9; 
Min Erl. v. 2. Mai 1891 A.Bl. S. 114. 
2) S. Laband, St. R. II S. 768 ff. u. im Handbuch II I S. 241; ferner bezügl. der württ. 
Vollziehungserlasse: Zeller-Huzel, S. 800, 803. Der Rechtsweg für die Feststellung der Ent- 
schädigung ist bei den Friedensleistungen ausgeschlossen; s. § 14 des Naturall.Ges. in der Fassung 
des R.G. v. 21. Juni 1887 (Art. II § 7). 
3) Vgl. auch die Ausf. V.O. v. 1. April 1876 (R.G. Bl. S. 137), die V.O. v. 18. April 1882 
(R. G. Bl. S. 47) mit der V.O. v. 6. Juni 1885 (R.G.Bl. S. 197); ferner die V.O. v. 14. April 
1888 betr. Abänderung der Ausf. V.O. (R.G. Bl. S. 142) u. v. 27. Juni 1890 (R.G.Bl. S. 75) 
u. die W. Min. Erl. bei Zeller-Huzel, S. 805, 807, 808. — Laband, St.RN. II S. 790ff. 
Für Vergütungsansprüche Einzelner an die Gemeinde sind die Kreisregierungen, für Ansprüche 
württ. Gemeinden gegen das Reich ist der Verw. Gerichtshof als Verwaltungsgericht erster Instanz 
zuständig, Art. 10 Z. 8, Art. 11 Z. 2 des württ. Ges. v. 16. Dez. 1876 vgl. mit § 34 des R. 
Kriegsleist. S. Nur wenn Grundstücke zur Ergänzung fortifikatorischer Anlagen einer Festung 
in Anspruch genommen worden sind und nach der Desarmirung nicht zurückgegeben werden, ist die 
Entschädigung für die Eigenthumsabtretung nach den landesrechtlichen Vorschriften über die Enteignung 
— s. v. A. — festzustellen (s. d. folg. Note), § 14 Abs. 3 des Kriegsleist. Ges. — Ueber die Enteignung 
der Mobilmachungspferde insbesondere vgl. außer dem Kriegsleist. G. §§ 25—27 das Pferde- 
aushebungsreglement v. 16. Jan. 1887 (R. Bl. S. 19); vgl. auch d. preuß. Regl. v. 22. Juni 1886; 
über die Enteignung von Schiffen 2c. zu Hafen- u. Flußsperren gegen volle Entschädigung des 
Expropriirten s. Kriegsleist.G. § 33 vgl. m. § 24. 
4) Eingeführt durch Ges. v. 2. Nov. 1871 (Reg. Bl. S. 287); vgl. auch Instr. des Bundesr. 
v. 9. Juni 1873; Württ. Vollz.Verf. v. 23. Febr. 1872, R. Bl. S. 59 u. Zeller-Huzel, S. 468. 
Die von der Reichskasse zu leistende Entschädigung wird im Administrativweg nach den nähern Be- 
stimmungen des Bundesr. Beschl. v. 26. Nov. 1871 bezw. § 15 der Vollz Verf. festgestellt, nur im 
Fall der Enteignung vom Grundeigenthum zum Zweck des Verscharrens findet das Verfahren nach 
§ 30 der V. U. und damit der Rechtsweg (s. o. A) Anwendung. Einer königl. Entschließung 
bedarf es jedoch hier, wie im Fall der vorigen Note, jedenfalls nicht, ebensowenig der Feststellung 
eines Planes, da hier die Entscheidung über die Zulässigkeit der Enteignung wie über die Noth- 
wendigkeit der konkreten Ausführungsart, bereits durch die reichsgesetzlich hierzu berufenen Verwal- 
tungsbehörde erfolgt ist (vgl. auch § 11 Abs. 7 der angef. Vollz. Verf. mit §§ 1 u. 3 des R G. u. 
§ 26 der revid. Instruktion) und der Art. 46 des Enteign. G. diese Fälle offenbar übersehen hat. 
 5).Bgl. auch die Jnstr. d. Bundcsr. v. 12. Febr. 1881, R. Bl. 207 u. die Württ. Vollz. Verf. 
v. 23. März 1881, R. Bl. 196 u. bezügl. des Milzbrands die Vollz. Verf. v. 25. Juni 1885 u. Rob. 
Gaupp, die Viehseuchenges., Stuttg. 1882, auch Zeller-Huzel, S. 469f. - 487.
	        
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