Grundzüge der theoretischen Volkswirtschaftslehre 319
III. Die Verbindung der Produktivkräfte zum Unternehmen.
1. Die Stellung und Bedeutung des Unter-
nehmers.
Die produktiven Kräfte (Natur, Arbeit und Kapital) werden
zum Zweck der Produktion und des Absatzes der Güter durch den
Unternehmer auf dessen Rechnung und Gefahr miteinander
verbunden. Nur bei kleinen Betrieben (z. B. bei denen der kleinen,
ausschließlich mit Hilfe ihrer Familienangehörigen arbeitenden Land-
wirte und Handwerker) ist der Kapitalist und der Arbeiter in einer
Person vereinigt. Alle größeren Unternehmungen bedürfen zahl-
reicherer Arbeitskräfte; daher müssen sich hierbei die Arbeiter mit dem
Kapitalisten zu gemeinschaftlicher Tätigkeit zusammenfinden. Die
Leitung dieser Unternehmungen kann der Natur der Sache nach
meist nur dem Besitzer des Kapitals zustehen. Er ruft das Unter-
nehmen ins Leben; er legt sein Vermögen, sein geistiges Schaffen,
sein Organisations= und Kombinationstalent, seine kaufmännischen
und technischen Kenntnisse ein. Scheitert das Unternehmen, so ver-
liert er oft alles, ja, er erleidet sogar, wenn er in Konkurs gerät, Ein-
buße an seiner Ehre. Unablässig muß er darauf sinnen, wie er die
Produktionskosten vermindern, den Betrieb vervollkommnen, die Er-
zeugnisse verbessern und ihren Absatz sichern soll. Es ist daher nicht
richtig, daß der Unternehmer, wie die Sozialisten vielfach behaupten,
ein faules Rentnerleben führe und seinen Arbeitern gegenüber die
Stellung eines Zuchtmeisters oder Schmarotzers einnehme. Vokks-
wirtschaftlich betrachtet ist er der Leiter der gesamten Gütererzeu-
gung, und seinem Unternehmungsgeiste ist ein großer Teil der Ent-
deckungen und Erfindungen mit zu verdanken, welche unsere wirt-
schaftliche Entwicklung in so außerordentlichem Maße gefördert haben.
Der ihm als Entgelt für sein Risiko und seine Tätigkeit zufallende
Unternehmergewinn (s. Nr. 996) ist daher, soweit er mit einer aus-
reichenden und angemessenen Entlohnung der Arbeiter Hand in Hand
geht, keineswegs zu beanstanden.
2. Die Formen der Unternehmungen.
In ihren Formen sind die Unternehmungen überaus verschieden.
Gegenüber dem Kleinbetriebe bietet der Großbetrieb
Vorteile dadurch, daß er eine vollkommenere Durchführung der Ar-
beitsteilung, die Verwendung großer Maschinen und der besten Be-
triebsmethoden und damit die Lieferung billigerer und besserer Pro-
dukte ermöglicht.
Man unterscheidet ferner Einzelunternehmungen und
gesellschaftliche Unternehmungen. Bald bietet die
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