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326 Das Wirtschaftsleben
dung gemünzten Metallgeldes aber gelangten die Völker auf die Stufe
der Gelodwirtschaft.
c. Bei dem hochentwickelten Güteraustausch der neuesten Zeit
treten in weitem Umfange im Handelsverkehr und besonders im Ver—
kehr mit dem Auslande an Stelle der Zahlungen mit barem Gelde die
Zahlungen mit übertragbaren Wechseln, Anweisungen, Banknoten
und anderen Kreditpapieren, sowie mittels Ueberschreibens eines
Bankguthabens auf den Zahlungsempfänger. Man spricht daher
heutzutage von einem teilweisen Verdrängen der Geldwirtschaft durch
die Kreditwirtschaft. Näheres über die Ausgestaltung dieser
Kreditwirtschaft s. bei Nr. 1023.
E. Die Verteilung der Güter.
1. Das Einkommen im allgemeinen.
Aus dem Erlöse der erzeugten Güter fließt zunächst als Ar-
beitslohn, Grund= und Kapitalrente und Kapital-
zins denjenigen ihr Anteil zu, von welchen die obenerwähnten drei
Produktionsfaktoren (die Arbeit, die Naturkräfte und das Kapital)
stammen. Der verbleibende Ueberschuß gehört dem Unternehmer als
sog. Unternehmergewinn. Von diesem letzteren, welcher den
Ersatz für das Risiko und die gesamte physische und geistige Mühe-
waltung des Unternehmers bildet, war bereits früher (Nr. 974) die
Rede. Den Arbeitslohn, die Kapital- und Grundrente und den
Kapitalzins werden wir später noch etwas näher ins Auge zu fassen
haben.
Der Anteil des einzelnen an dem Ertrag der Produktion bildet
sein Einkommen. Daß die Einkommen der Menschen ungleich
sind, ist eine ebenso allbekannte wie unabänderliche Tatsache, unab-
änderlich deshalb, weil ja auch die Menschen selbst an Befähigung,
Tatkraft, Arbeitslust und Fleiß ungleich sind, so daß, wenn heute das
Ideal so vieler, die Ausgleichung des Besitzes, verwirklicht würde,
Der Geldreichtum eines Volkes bildet zwar einen Bestandteil seines
Reichtums überhaupt, ist aber mit diesem keineswegs gleichbedeutend. Noch
wichtigere Bestandteile des Nationalreichtums bilden die in Ländereien,
Fabriken, Warenvorräten usw. produktiv angelegten Kapitalien. So ist der
Vorrat Englands an Gold und Silber nur ungefähr halb so groß, als der-
jenige Frankreichs, und doch besitzt England infolge seines blühenden Welt-
handels den größeren Reichtum. Ein zu großer Vorrat an Edelmetallen
bedeutet also einen schlecht verwendeten Reichtum eines Volkes, gleichwie ein
Privatmann von seinem Reichtum einen schlechten Gebrauch macht, wenn
er unterläßt, ihn produktiv anzulegen.