Full text: Bürgerkunde.

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330 Das Wirtschaftsleben 
1. Münzhoheit und Münzregal. 
Da der Staat allein imstande ist, dem geprägten Gelde durch 
sein Ansehen das allgemeine Vertrauen zu verschaffen und dafür zu 
sorgen, daß nur vollwertige Münzen in Umlauf sind, so hat er schon 
früh nicht nur die Münzhoheit, d. h. das Recht, das Münz- 
wesen gesetzlich zu regeln, sondern auch das Münzregal, d. h. 
das ausschließliche Recht der Münzprägung, in Anspruch genommen. 
Im ehemaligen Deutschen Reiche stand die Münzprägung grund- 
sätzlich dem Kaiser zu; aber schon im frühen Mittelalter wurde dieses 
Recht auch den geistlichen und weltlichen Großen und später sogar den 
Städten erteilt, was eine außerordentliche Zersplitterung des Münz- 
wesens zur Folge hatte. Diese traurigen Münzzustände besserten sich 
zwar zu Beginn des 19. Jahrhunderts einigermaßen mit dem Weg- 
fall zahlreicher kleinerer Staatsgebilde, aber gleichwohl wirkte die 
noch gebliebene Verschiedenheit der Münzsysteme (im Süden süddeut- 
sche und österreichische Gulden und Kreuzer, im Norden Taler und 
Groschen) auf Handel und Verkehr überaus erschwerend und hem- 
mend. Erst das neue Deutsche Reich brachte durch die Münzgesetz- 
gebung vom Jahre 1873 in dem Marksysteme ein einheitliches 
deutsches Münzwesen. 
Die Münzhoheit steht dem Reiche zu; die Münzgesetze sind daher 
Reichsgesetze; dagegen erfolgt die Prägung der Münzen in Landes- 
münzanstalten, deren gegenwärtig sechs in Tätigkeit sind.= 
2. Die Technik des Münzwesens. 
Den deutschen Goldmünzen ist (als sog. Münzgrundge- 
wicht) zugrunde gelegt das Pfund Feingold, aus welchem nach dem 
gesetzlich festgelegten Münzfuß jeweils 139½ Zehnmarkstücke 
(also 1395 Mark in Gold) geschlagen werden. Neben diesem Gehalt 
an Gold (dem sog. Feingehalt oder Korn) erhalten aber die 
Münzen, um sie härter und dadurch haltbarer zu machen, eine Bei- 
mischung von Kupfer, welche man die Legierung nennt, so daß 
1 Die wichtigsten ausländischen Münssysteme sind: 
England: 1 Pfund Sterling () = 20 Shillings zu 12 Pence = 20,40 M. 
Frankreich: 1 Frank zu 100 Centimes = 0,80 M. 
Italien: 1 Lira zu 100 Centesimi = 0,80 M. 
Schweiz: 1 Frank zu 100 Rappen = 0,80 M. 
Oesterreich-Ungarn: 1 Krone zu 100 Heller = 0,85 M. 
Rußland: 1 Rubel zu 100 Kopeken —2,16 M. (in Gold 3,20 M.). 
Nord-Amerika: 1 Dollar zu 100 Cents = 4,20 M. 
* Auf den deutschen Münzen ist der Herstellungsort an einem auf- 
geprägten Buchstaben erkennbar; es bedeutet: A Berlin, D München, E 
Dresden bzw. die Muldner Hütte bei Freiberg, F Stuttgart, G Karlsruhe, 
JHamburg.
	        
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