Full text: Bürgerkunde.

Die Eisenbahnen 409 
C. Post und Telegraphie. 
1. Mit der Gründung des Reichs wurde das deutsche Post= und 
Telegraphenwesen, das vorher in einem Zustande völliger Zersplitte- 
rung sich befunden hatte, für das Reichsgebiet als einheitliche, unter 
der obersten Leitung des Kaisers stehende Verkehrsanstalt eingerichtet 
und seither als solche verwaltet. Die Gesetzgebung auf diesem Ge- 
biete steht daher dem Reiche zu. Die Ueberschüsse aus den Einnah- 
men fließen in die Reichskasse. An ihnen haben jedoch Bayern 
und Württemberg keinen Anteil. Diese beiden Länder haben 
nämlich als sog. Reservatrecht (s. Nr. 45) ihre eigene Post= und Tele- 
graphenverwaltung (Bayern auch eigene Marken) behalten und 
regeln hiernach ihren inneren Post= und Telegraphenverkehr, sowie 
den mit den benachbarten ausländischen Staaten selbständig. 
Der außerordentliche Aufschwung des Postwesens erstreckte sich 
(hauptsächlich dank der verdienstvollen Tätigkeit des deutschen Ge- 
neralpostmeisters von Stephan, gestorben 1897) auch auf den inter- 
nationalen Verkehr. Der auf Deutschlands Anregung abgeschlossene 
Weltpostverein umfaßt alle zivilisierten Länder der Erde. 
Innerhalb seines ganzen Gebiets werden Briefe, Postkarten, Druck- 
sachen usw. unter gleichmäßigen Bedingungen zu einheitlichen, nie- 
drigen Sätzen versandt, so daß man z. B. bekanntlich einen Brief für 
20 Pf. in die entferntesten Länder und Erdteile schicken kann.? Auch 
über den Austausch von Wertbriefen, Postanweisungen, Paketen, Post- 
aufträgen usw. sind zwischen den wichtigsten der beim Weltpostverein 
beteiligten Staaten Vereinbarungen abgeschlossen worden. In ähn- 
licher Weise ist die telegraphische Beförderung durch einen inter- 
nationalen Telegraphenvertrag geregelt; dieser wird 
ergänzt durch einen internationalen Funkentelegraphen- 
vertrag. 
2. Die Organisation der Behörden der Reichspost- 
verwaltung ist diese: Oberste Reichsbehörde ist das von einem 
Staatssekretär geleitete Reichspostamt zu Berlin. Unter ihm 
stehen 41 Oberpostdirektionen mit je einem Oberpostdirek- 
tor an der Spitze. Der unmittelbare Post= und Telegraphenbetrieb 
wird von den Postämtern (I., II. und III. Klasse) besorgt, welche 
von Postdirektoren, Postmeistern oder Postverwaltern geleitet werden; 
in größeren Städten bestehen besondere Telegraphen= und 
Telephonämter. Irn kleineren Orten sind Postagenturen 
Auf Grund einer mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika 
getroffenen Vereinbarung beträgt seit 1. Januar 1909 für die auf dem 
direiten Seeweg auszutauschenden Briefe das Porto nur 10 Pf. für je 
ramm. 
1240 
1247 
1248
	        
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