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446 Heer und Kriegsflotte
Um tüchtige Kräfte für den Unteroffiziersdienst zu
gewinnen, werden den sog. Kapitulanten, d. h. den Soldaten,
welche nach Beendigung ihrer Dienstzeit sich verpflichten, weiter zu
dienen, um zu Unteroffizieren befördert zu werden, besondere Vor-
teile geboten. Sie erhalten nach zwölfjähriger Dienstzeit den sog.
Zivilversorgungsscheinso; auf Grund dieses Scheins
haben sie als sog. Militäranwärter Anspruch auf vorzugs-
weise Verwendung in zahlreichen Subaltern= und Unterbeamtenstel-
lungen der Reichs-, Staats= und Gemeindebehörden, der Eisenbahn-
verwaltungen usw. An Stelle des Zivilversorgungsscheins können
diese Kapitulanten aber auch als sog. Zivilversorgungsentschädigung
eine Rente von monatlich 12 Mark oder eine einmalige Geldabfin-
dung von 1500 Mark erhalten.
F. Die Kriegsflotte.
Unserer Kriegsflotte (auch Kriegsmarine genannt) liegt die
Aufgabe ob, im Kriege unsere Küsten gegen feindliche Angriffe zu
verteidigen und den Flotten feindlicher Mächte entgegenzutreten. Sie
hat ferner unsere Angehörigen im Auslande, unsere Kolonien und
Schutzgebiete, unsere Handelsflotte sowie überhaupt unsere See-
interessen zu schützen. Mit Recht sagt man im Hinblick auf die natio-
nale Bedeutung unserer auf den Export angewiesenen Industrie,
unseres Welthandels und unserer Schiffahrt, daß Deutschlands Zu-
kunft auf dem Wasser liege. Es wird daher ein unvergängliches Ver-
dienst Kaiser Wilhelms II. bleiben, daß er die Notwendigkeit einer
starken deutschen Kriegsflotte frühzeitig erkannt und unermüdlich
auf deren Ausbau hingewirkt hat.
1. Die Kriegsflotte ist ausschließlich Reichsangelegenheit.
Ihre Stärke ist durch das Flottengesetz vom Jahre 1900 bestimmt;
sie soll nach diesem Gesetz bis zum Jahre 1917 derart erhöht werden,
daß sie alsdann besteht
a. aus der Schlachtflotte. Zu dieser gehören:
4 Geschwader von je 8 Linienschiffenst. Das 1. und 2.
Geschwader bilden die aktive Schlachtflotte, das 3.
und 4. Geschwader die Reserve-Schlachtflotte;
66 Kapitulanten, welche wegen körperlicher Gebrechen im aktiven Dienst
nicht mehr verwendet werden können, erhalten den Zivilversorgungsschein
auch schon nach kürzerer als zwölfjähriger Dienstzeit. Die nicht zu den
Kapitulanten gehörenden Unteroffiziere können beim Ausscheiden aus dem
Militärdienst einen (dem Zivilversorgungsschein entsprechenden) Anstel-
lungsschein für den Unterbeamtendienst erhalten.
„4# Die Linienschiffe, deren Name daher rührt, daß sie im See-
kampf in einer Linie fahren, sind die gepanzerten eigentlichen Schlacht-