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o. 274.) Verordnung wegen Bewaffnung der Freiwilligen. Vom Tten April 1815.
Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, Koͤnig von
Preußen. 2c. 2c.
Finden Uns durch die eigetretenen Umstände veranlaßt, Nachstehendes
zu verordnen und festzusetzen:
Durch Verrath und Wortbrüchigkeit sind die vor Kurzem glorreich er-
kämpften edelmuthig gegebenen Verträge gebrochen und die Hoffnung eines
dauernden Friedens ist durch eine seltene Treulosigkeit in die Aussicht zum
nahen Kampfe verwandelt.
Mit dankbarer Anerkennung dessen, was Mein treues Volk in dem großen
Kampfe für Mich, für seine eigene Selbstständigkeit, für die Sache von ganz
Curopa gethan hat, ist es Mein reges Bestreben gewesen, es für einen neuen
Krieg, selbst wenn dies auch Mir empfindliche Opfer erfordert hätte, so lange
als möglich zu bewahren.
Diese bis dahin Mich leitende Rücksicht hat aufgehört, seitdem es wie-
der die Frage ist, ob die übermüthige Treulosigkeit aufs Neue mit dem Erwerb
der Länder schwelgen soll? Die Nothwendigkeit eines ernsten Kampfes wird der
neue Vereinigungspunkt aller Fürsten und Völker. Nur diese hohen Rücksich-
ten können Mich bewegen, diejenigen Rüstungsmaaßregeln anzuordnen, die zu
einem nachdrucksvollen Kampfe erforderlich sind und deren Anwendung schon
einmal mit seegensreichem Erfolge gekrönt ward. Ich setze daher zuerst in
Hinsicht der Freiwilligen Folgendes fest:
1) Diejenigen Freiwilligen, welche an den früheren Feldzügen einen ehren-
vollen Antheil nahmen, gehören, wenn sie nicht selbst eine erneuerte An-
stellung bei dem stehenden Heere nachsuchen, gemäß den Vorschriften des
Gesetzes vom 3ten September 1814., auch ohne Rücksicht auf ihr Al-
ter zur Landwehr.
2) Sie haben sich deshalb nach Erscheinung dieser Bekanntmachung bei
den kommandirenden Generalen der Provinzen, in denen sie sich aufhal-
ten, zu melden.
3) Alle diejenigen Freiwilligen, welche von den Regimentern, bei welchen
sie den Feldzug hindurch standen, der Beförderung zum Offizier für wür-
dig erklärt wurden, oder das eiserne Kreuz erhalten haben, werden so-
gleich in die offenen Plätze als Offiziere angestellt.
4) Diejenigen, denen ihre frühere Verhaältnisse die Ausübung einer Ofsf=
zierstelle erschweren würde, oder die im Laufe des Feldzuges noch keine
Gele-