Full text: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten. 1835. (26)

Teller zu den Raͤucherungen sehr brauchbar sind. Auch muß man darauf 
Ruͤcksicht nehmen, daß die konzentrirte Schwefelsaͤure sehr heftig aͤtzend 
und zerfressend wirkt (auf die Kleidungsstuͤcke sowohl als auf den Koͤrper 
selbst). Nachdem die Fluͤssigkeit erkaltet ist, gießt man sie auf das ange- 
gebene Gemenge von Braunstein und Kochsalz nach und nach, und rühre 
das Gemenge, nachdem zugegossen worden, mit einem Glasstabe oder 
einem irdenen Pfeifenstiel um. Ohne Hitze entwickelt sich nicht alles 
Chlorgas aus dem Gemenge; will man dieses, so muß man, nach- 
dem die Entwickelung schwächer geworden ist, gelinde Erwärmung an- 
wenden. Man setzt dann das Gefaß, worin die Mischung ist, auf ein 
Kohlenbecken, in welches man einige glühende Kohlen bringt, damit 
nur eine gelinde Erwärmung stattfinde, welche hinreichend ist. Man 
setzt entweder das Gefäß, worin das Chlorgas entwickelt wird, in die 
Mitte des Raumes den man desinfziren will, oder man vertheilt die 
Mischung in mehrere Gefäße, und setzt ein jedes derselben in einen Win- 
kel des Raumes, und zwar, wegen des größeren spezisischen Gewichts des 
Gases, wo möglich auf einen hohen Gegenstand. 
Ein Gemenge von : Pfund Braunstein, 12 Loth Kochsalz und 
10 Loth konzentrirter Schwefelsaure mit gleichen Theilen Wasser ver- 
dünnt, reicht hin, um einen Raum von 20 Fuß Länge, 15 Fuß Preite 
und 10 Zuß Höhe, also von 3000 Kubikfuß, mit Chlorgas anzufüllen. 
Man muß den Raum bald, nachdem man die Mischung bingestelle 
hat, verschließen, damit das Chlorgas nicht so schnell entweiche; man kann 
ihn aber nach 6 Stunden wieder öffnen, indem sich der Chlordampf dann 
bedeutend vermindert zu haben pflegt. Wenn Personen im Zimmer blei- 
ben, so muß man die verdünnte Schwefelsaäure nach und nach zugießen 
und jedesmal warten, bis sich der Chlordampf wieder etwas gelegt hat, 
so daß man ihn ertragen kann. · 
Das Chlorgas greift naͤmlich die Ahemwerkzeige sehr an, allerdings 
mehr des Einen als des Andern, und es ist nöthig, daß bei der Ent- 
wickelung desselben die gehörige Vorsicht beobachtet werde. Man muß, 
wie gesagt, nicht zu viel Schwefelsäure auf einmal zugießen, und der Ar- 
beiter muß das Gesicht so viel als möglich beim Jugietzen abwenden, um 
nicht zu viel Gas auf einmal einzuathmen. Auch gereicht es dem Arbei- 
ter zur Erleichterung, wenn er dabei einen Schluck Branntwein im Munde 
hält. Sollte aber zu viel Gas eingeathmet und Husten oder gar Schwin- 
del und Betdubung entstanden seyn, so muß man an eine Flasche, worin 
Salmiakgeist (Liluor ammonit causlici.) enthalten ist, riechen lassen. 
Machber läßt man zur völligen Erholung Dampf von kochendem Wasser 
einathmen. 
Das Chlorgas greift ferner alle Metalle, sogar das Gold an, und 
zerfrißt dieselben; man muß daher alles Meckall entfernen, da, wo das 
Gas hindringt, oder es gehörig vor demselben schützen. Leichte Bedek- 
kungen von Zeugen helfen nichts. Bedeckungen von Holz, Glas und 
Stein mössen gar dicht anschließen, wenn sie schützen sollen. Ein dicker 
Ueberzug von Oel oder Lackfirniß, wo er sich —m- laͤßt, schuͤtt n 
Jahrgang 1833. (No. 1078. a. u. b.)
	        
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