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krante, hat diese Unbesonnenheit mit langem Siechehum, ja sogar mit dem Tode gebüßt. Wenn abet
ein ansteckend Kranker nicht im Vesitze derjenigen Mittel seyn sollte, welche zu einer angemessenen
Pflege in der eigenen Wohnung wesentlich erforderlich sind, oder wenn sein Verbleiben in derselben
wegen des zu beschränkten Wohnungsraums etwa seine Angchörigen zu sehr gefährden könnte, so
wird ihm an vielen Orten die benöthigte Hülfe durch seine Aufnahme in eine Heilanstalt gewährt
werden können. Selbst Wohlhabendere und Fremde werden in manchen Fällen ansteckender Krank.
heiten wohl thun, in solchen Anstalten diejenige Pflege zu suchen, welche sie, zumal wenn sie allein
stehen, in ihrer Privatwohnung oder im Gasthofe zu ihrem Schaden vermissen würden.
24. Damit endlich in Fällen, wo es ansteckend Kranken, namentlich auf dem Lande, an
aller ärzelichen Hülfe der einen, wie der andern Art gebrechen sollte, oder ein Verzug bis zu deren
Beschaffung von besonderem Nachtheit seyn könnte, nicht etwa kurch den Gebrauch unpassender Haus-
mittel oder die Unterlassung jeder Hülfsleistung Schaden gestiftet werde, sind bei den im folgenden
Abschnicte abgehandelten einzelneh ansteckenden Krankheiten neben deren allgemeinen Erkennungszeichen
auch diesenigen ersten Hülfsleistungen angegeben, welche sich für dergleichen Fälle in der Er-
sahrung als nuglich bewährt haben und von dem Kranken selbst oder seinen Angehörigen bis zum
Eintreffen des Arztes unbedenklich in Anwendung gesetzt werden können.
B. Ueber ansteckende Krankheiten im Besonderen.
1. Die Asiatische Cholera.
§. 25. Mit der Benennung Cholera (Brechruhr, Gallenruhr) belege man eine meist fleberlose
Krankheit, welche sich durch hdufiges Erbrechen unk Laxiren zu erkennen giebt, wodurch die Kranken
schnell sehr geschwächt werden und wobei sich zuweilen auch ein schmerzhaftes Ziehen in den Armen
und Beinen, selbst Wadenkrämpfe einsiellen. 4
Diese bei uns, wie in allen bändern Europa's, zumal den südlicheren, und zwar am häufig-
sten im Spätsommer vorkommenke gemeine Brechruhr ist ein bald leichteres, bald schwereres, aber nur
in seltenern Fallen tödliches und niemals ansteckendes Uebel. »
Wesentlich davon unterschieden ist die sogenannte Asiatische (Indische, Orientalische) Cholera,
eine ungleich wichtigere, lebensgefaͤhrliche Krankheit, welche mit der vorerwaähnten nur die in den meisten
Faͤllen auch ihr eigenthuͤmlichen Erscheinungen des Brechens und Laxirens und den darauf bezuͤglichen
Namen gemein hat, sonst aber ein durchaus anderes Krankheitsbild darstellt. Die wesentlichsten
Zuͤge desselben sind folgende:
Wenn gleich die Krankheit, besonders zur Zeit, wo sie an cinem Orte zuerst auftritt, die Men-
schen mit Heftigkeit zu befallen, und außerst schnell zur größten Höhe zu steigen pflegt, so daß ste
dann binnen wenigen Stunden toͤdten kann, so kuͤndigt sie sich doch in der Regel kurch nachstehenbe
Zufälle an. «
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liches Kollern im Unterleibe, so wie ein krampfhaftes 3 und Kälte in allen Gliedern, am Rück-
grat, besonders aber in den Waden und Oberschenkeln. Hierzu gesellt sich cin wäßriger Durchfall
mit einem sehr lästigen, drückenden Gefühle in der Herzgrube, später auch Schwindel, Uebelkeit und
Erbrechen. Der Durchfall is aufänglich gewöhnlicher, übelriechender Art, der Abgang wird aber im-
mer wäßriger, geruchloser, ungefärbter, molkenartiger und nicht selten mit solcher Heftigkeit ausgestoßen,
als ob man plötzlich Wasser auo einer Gießkanne entleerte. Eben so sicht das, was der Kranke aus-
bricht, wie dünner Graupenschleim oder abgekochre Hafergrütze aus. Hierzu gesellt sich noch Kälre
in den Gliedern, schmerzhafter Krampf, besonder in den. Beinen, unausleschlicher Durst bei meist un-
terdrückter Harnabsonderung und große Herzengangst. Schreitet die Krankheit noch weiter vorwärts,
so werden auch die Hände, die Nase, die Ohren, die Zunge und endlich der ganze Körper kalt, die
Haut läßt sich in Falten, die nur langsam schwinden erheben, und zeigt häufig stellenweise eine bläu-
liche, Färbung, der Pulo ist kaum fühlbar, die Stimme schwach und heiser und die Gesichtezüge des
Kranken werden auffallend entsiellt.
SK. 26. Diese sogenannte Asiatische Cholera, welche, nachdem sie in Ostinkien aus besonderen
Verhältnissen der Lust und des Bodens hervorgegangen, dort seic längerer Zeic einheimisch gewesen,
seit dem Jahre 1817. aber wegen der grosten Verwüstungen, die sie auf der Ostindischen Halbinsel,
zuerst an den sumpfigen Ufern des Ganges anrichtete, aufmerksamer beobachtet worden ist, hat sich
seitdem von jener ihrer Ursprungsstätte aus nach allen Himmelsgegenden und zwar genau in denjeni-
gen Richtungen weiter verbreitet, welche durch Handelsstraßen, Truppenmärsche, Paravanenzuget ele
S hiff-