— 61 —
In dem einen, wie in dem andern Falle treiben bie Thiere zuletzt er krommelsüchtig auß
um#c es entstehen am Halse, Rücken, Kopfe und an der Brust, unmittelbar unter der Haut, flache sog.
Luft, ober Wiodgeschwüsste, welche sich nach und nach ausbreiten und beim Druck mit der Hand ein
kuisterndes Geränsch wahrnehmen lassen. — Das Blut zeigt sich während der ganzen Krankheit, wenn
man einen Adcrlaß macht, ohne Ausnahme auffallend schwarz, kheerartig und zähe. Uebrigens dauert
die Krankheit zuwcilen nur gegen 30 Stunden, oft 3 — 8 Tage; einzelne Thiere genesen, aber die mei-
sten fallcu.
Außer den beschriebenen Zufaͤllen bemerkt man nun in dieser Form des Milzbrandes nicht sel-
ten auch noch die sog. Milzbrandbeulen ober Karbunkeln. Dies sine Geschwülste von ver-
schiedener Grösie und Härte, welche an der Oberfläche des Körpers, namemlich am Kopfe, an der
Kehle, dem Halse, der Brust, den Schultern, am Bauche, Euter und an den Füßen, besonderes den
binteren, zum Vorschein kommen. Anfangs sind sie gewöhnlich klein, sie vergrößern sich aber bald
schneller, bald langsamer, so daß sie oft größer als ein Menschenkopf werden, und die Bewegung der
Theile, besonders das Athmen, sehr erschweren. Uebrigens sind sie bald stark hervortretend und deutlich
begränzt, bald schwach und ohne scharfe Gränzen, ost heisi und en'pfindlich, zuweilen aber auch ganz
kalt und unschmerzhaft; manche fühlen sich teichartig, weich an, andere sind hart und speckartig derb.
Schneidet man die Beulen auf, so findet man in den ganz weichen ein gelbliches Wasser, in den
teigartigen cinc gelbe sülzige Substanz und in den harten einc speckartige Masse. Diese Waterien sind
mit zersetztem oder geronneuem Blute entweder gemengt, oder solches Blut befindet sich auf ihrer
Grundfliche. Zuwcilen ist auch daß Fleisch, welches die letztere umgiebt, mit schwarzen, gleichsam
Prandigen Blutstriemen versehen. — Diese Beulen geben von s#lbst nie in iterung, wohl aber oft in
Brand über, wenn das Thier so lange lebt. Oft entstehen sie bei dem einen Thiere, bei mehreren an-
deren, in demselben Stalle besindlichen, gleichartig erkrankten, aber nicht; auch sicht man mehrentheils
nicht, daß sie die Krankheit eben gefährlicher machen, es sey denn; daß sie plötzlich zurucktreten oder
durch ihren Sitz und ihre Größe wichtige Verrichtungen sidren) wie z. B. am Kehlkopfe das Athmen.
3. Der Zungenkrebs eder Zungenkarbunkel, Zungenbrand, die Zungenfäule,
das böcartige Maulweh, die Pestblettern. Diese vorzugeweise bei dem Rindvieb, zuweilen aber
auch bei Schaafen, vorkommende Form des Milzbrandes, besieht hauptsächlich darin, daß sich auf der
Zunge Blasen oder Blattern erzeugen, die schnell in zerstörende, brandige Geschwüre übergehen, und
zu denen sich bald ein tödtliches Fieber gesellt. Die Krankheit beginnt zuweilen mie einigen Vorboten,
welche aber nur kurze Zeit währen, und meist so unbedeutend sind, daß sie gewöhnlich ubersehen wer-
den, z. B. Rörhe der Augen, Hitze an den Ohren, den Hörnern und im Maule, etwas veraͤnderter
Geruch aus dem letzteren, Schmerzen in den Vorderbeinen und bei Manchen: größere Heftigkeit beim
Fressen. — Beim Ausbruche der Brandblasen selbst, werden die Thiere unruhig, geisem aus kem
Maule, die Zunge ist angeschwollen, mit rothen oder bläulichen Streifen versehen und mit Schleim
bedeckt. Auf ihrer oberen Flüche in der Gegend der Zungenwurzel, zuweilen aber auch an anderen Stel-
len, sieht man nun einc oder einige rundliche Blasen, von weißlicher, gelblicher oder selbst schwärz=
licher Farbe, und von der Größe ciner Erbse bis zu der einer Wallnuuß. In cinzelnen Fällen sitzen
dergleichen auch an der inneren Flaͤche der Backen oder am Raude des Zahnfleis jes Diese Blasen
enthalten eine gelbliche blutige oder schwärzliche Jauche, welche so scharf ist, daß sie alle Theile des
Koͤrpers, womit sie in Beruͤhrung kommt, aufrißt. Dies geschieht besonders an der Zunge, an welcher
sich nach dem Oeffnen der Blasen große und tiefe Geschwuͤre bilden und die hierdurch so zerstoͤrt wird,
daß sie stückweise abfällt: eben so werden aber auch der Schlund uud Magen, wenn sie von sener
gistigen Materie berührt werden, entzündet und brandig. Der Theil der Zunge, an welchem die brau-
cige Zerstörung stattsndet, ist kalt, bläuli) oder schwärzlich und gesühllos. — Das bald nach dem
Ausbruche der Blasen entstandene Fichber erreicht schnell einen sehr hohen Grad. Dabei werden die
Thiere auch bald fehr matt, sie zittern, bekommen Konoulsionzu, große Angst, Kolikschmerz, autgetrie=
beucu Leib, und in kurzer Zeit crfolgt der Tod, wenn nicht die Krankheit durch frühzeitige Hülfe in
ihrer Entwickelung gehemmt worden ist.
4. Das Nankkorn oder Gerstenkorn der Schweine. Diese Krankheit ist dem
Zungenkrebse der übrigen Thiere ganz ahnlich, indem sich auch bei ihr auf der Zunge oder an an-
deren Theilen des Maules weißliche Blasen entwickeln, dic oft schnell in Brane übergehben und von
einem bösartigen Fieber beglcitet sind.
Die