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jeder sie hemmenden Fessel befreien, und ihr dadurch den vollen Einfluß auf das
geistige Leben der Nation sichern, der ihrer Natur und ihrer Wuͤrde entspricht;
der Tagespresse aber innerhalb des Gebiets, in welchem auch sie Heilsames in
reichem Maaße wirken kann, wenn sie ihren wahren Beruf nicht verkennt, alle
zulaͤssige Freiheit dazu gestatten. Was Ich nicht will, ist: die Aufloͤsung der
Wissenschaft und Litteratur in Zeitungsschreiberei, die Gleichstellung beider in
Wuͤrde und Anspruͤchen, das Uebel schrankenloser Verbreitung verfuͤhrerischer
Irrthuͤmer und verderbter Theorien über die heiligsten und ehrwürdigsten An-
gelegenheiten der Gesellschaft auf dem leichtesten Wege und in der flüchtigsten
Form unter eine Klasse der Bevölkerung, welcher diese Form lockender, und
Zeitungsblätter zugänglicher sind, als die Produkte ernster Prüfung und gründ=
licher Wissenschaft. Ich bin deshalb mit der aus diesem Gesichtspunkte ent-
worfenen, Mir von dem Staats-Ministerio vorgelegten Censur-Instruktion
ganz einverstanden, und indem Ich dieselbe hierdurch genehmige, trage Ich dem
Scaats-Ministerio auf, sie zugleich mit dieser Order zur öffentlichen Kenntniß
zu bringen.
Berlin, den 4. Februar 1843.
Friedrich Wilhelm.
An das Staatsministerium.
Censur-