Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

414 Sachsen von 1815—1833. 
der damalige Amtsprediger Döhner in Freiberg anregte, ent- 
standen 1829 und 1830. 
Am 5. Mai 1827 starb König Friedrich August I. im 
77. L#bensjahre nach nur fünftägigem Krankenlager, an dem- 
selben Tage, an welchem sein „großer Alliierter“ von ehe- 
mals ihm vor sechs Jahren vorangegangen war. 
Er nahm den Ruf mancher fürstlichen Tugend, der Trene, 
der Redlichkeit, der unermüdlichen Arbeitsamkeit mit sich in die 
Gruft hinab; aber die Geschichte darf auch nicht verschweigen, 
daß er in den verhängnißvollsten Krisen sich den höchsten An- 
forderungen seines Berufes nicht gewachsen gezeigt, daß er den 
Fortschritten der Zeit nie gerecht zu werden gewußt hat und 
darum am Ende seiner neunundfunfzigjährigen Regierung, der 
längsten, welche die sächsische Geschichte kennt, trotz der unge- 
heuren Erschütterungen, die an ihm vorübergegangen, genau 
noch auf demselben Standpunkt sich befand wie in dem Augen- 
blicke, wo er, ein achtzehnjähriger Jüngling, die Zügel der 
Regierung in die Hand nahm. Wie aufrichtig daher auch die 
Trauer bei seinem Hinscheiden war, so mischte sich doch darin 
auch ein Gefühl der Hoffnung auf nunmehrige Erlösung aus 
immer unerträglicher gewordenen Zuständen. Denn allgemein 
war die Annahme, daß die beiden schon hochbetagten Brüder 
des Verstorbenen, der 71jährige Anton und der nur drei Jahre 
jüngere Maximilian zu Gunsten des Prinzen Friedrich August 
auf die Krone verzichten würden; hatte doch schon Napoleon 
1812 in diesem den nächsten Thronerben gesehen 1). Allein 
diese Erwartung und damit die Hoffnung, daß eine jugendlich 
1) Scofft, p. 172. — Mitte 1818, als bereits die Unterhandlungen 
über die Vermählung des Prinzen mit einer Ergherzogin in Gang waren, 
äuherte der österreichische Gesandte in Dresden, Graf Bombelles, gegen 
einen sächsischen Staatsmann: „Je crois, que bien des embarras nersient 
épargnés à la maison de Sarc, si pour éviter la transition de la 
couronne sur plusieuns tetes raprochéees par Töge, on nommait d’abord 
le prince Fréderic héritier présomptif.“ Dr. Arch.
	        
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