414 Sachsen von 1815—1833.
der damalige Amtsprediger Döhner in Freiberg anregte, ent-
standen 1829 und 1830.
Am 5. Mai 1827 starb König Friedrich August I. im
77. L#bensjahre nach nur fünftägigem Krankenlager, an dem-
selben Tage, an welchem sein „großer Alliierter“ von ehe-
mals ihm vor sechs Jahren vorangegangen war.
Er nahm den Ruf mancher fürstlichen Tugend, der Trene,
der Redlichkeit, der unermüdlichen Arbeitsamkeit mit sich in die
Gruft hinab; aber die Geschichte darf auch nicht verschweigen,
daß er in den verhängnißvollsten Krisen sich den höchsten An-
forderungen seines Berufes nicht gewachsen gezeigt, daß er den
Fortschritten der Zeit nie gerecht zu werden gewußt hat und
darum am Ende seiner neunundfunfzigjährigen Regierung, der
längsten, welche die sächsische Geschichte kennt, trotz der unge-
heuren Erschütterungen, die an ihm vorübergegangen, genau
noch auf demselben Standpunkt sich befand wie in dem Augen-
blicke, wo er, ein achtzehnjähriger Jüngling, die Zügel der
Regierung in die Hand nahm. Wie aufrichtig daher auch die
Trauer bei seinem Hinscheiden war, so mischte sich doch darin
auch ein Gefühl der Hoffnung auf nunmehrige Erlösung aus
immer unerträglicher gewordenen Zuständen. Denn allgemein
war die Annahme, daß die beiden schon hochbetagten Brüder
des Verstorbenen, der 71jährige Anton und der nur drei Jahre
jüngere Maximilian zu Gunsten des Prinzen Friedrich August
auf die Krone verzichten würden; hatte doch schon Napoleon
1812 in diesem den nächsten Thronerben gesehen 1). Allein
diese Erwartung und damit die Hoffnung, daß eine jugendlich
1) Scofft, p. 172. — Mitte 1818, als bereits die Unterhandlungen
über die Vermählung des Prinzen mit einer Ergherzogin in Gang waren,
äuherte der österreichische Gesandte in Dresden, Graf Bombelles, gegen
einen sächsischen Staatsmann: „Je crois, que bien des embarras nersient
épargnés à la maison de Sarc, si pour éviter la transition de la
couronne sur plusieuns tetes raprochéees par Töge, on nommait d’abord
le prince Fréderic héritier présomptif.“ Dr. Arch.