Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zwanzigster Jahrgang. 1879. (20)

Das deulsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Juni 27—29.) 191 
Frage der Verschuldung des Capitäns Grafen Monts soll vor ein 
drittes Kriegsgericht gewiesen werden. 
27. Juni. (Deutsches Reich.) Reichstag: Tabakcommission: 
setzt den Zoll für ausländischen Tabak schließlich mit 17 gegen 11 
Stimmen auf 4 85, die Steuer auf inländischen auf 45 . fest 
und lehnt die Nachsteuer mit 22 gegen 5 (conserv.) Stimmen defi- 
nitiv ab. 
27. Juni. (Preußen.) Der Finanzminister Hobrecht ver- 
langt seine Entlassung zunächst, wie behauptet wird, in Folge des 
Umstandes, daß der Reichskanzler den Compromiß zwischen und mit 
den Conservativen und Ultramontanen abgeschlossen hat, ohne weder 
das preußische Ministerium noch den Reichskanzleramtspräsidenten 
oder sonst wen davon vorher in RKenntniß gesetzt, geschweige denn 
berathen zu haben. 
28. Juni. (Deutsches Reich.) Reichstag: Zolltarifscommission: 
beräth über die von den Regierungen der Mittelstaaten angemeldeten 
Deficits in ihren Budgets und beginnt die Berathung der Finanzzölle. 
29. Juni. (Deutsches Reich.) Reichstag: Das ultram. 
Centrum einigt sich in einer Fractionssitzung endgiltig über seine 
Haltung in den Zollfragen. 
Das Centrum bewilligt danach auch alle Finanzölle mit blusnahme 
eines Abschlags von 2 —X¾ auf den Peiroleunzol. 4 statt 6 / auf 100 Kilo 
brutto Das Centrum bewilligt auch die Tabalsteuer in der Hohe berjenign 
Site, welche die Commission vorgeschlagen hat, also 8 100 Kilo 
an stbdischen und 45.4 für 100 Kilo inländischen rb“ Ai Nachsteuer 
das Centrum gleich der Commissionsvorlage fallen. Die Brausteuer- 
zabt dailar steht für diese Session nicht mehr in Frage. Da durch den 
inzutritt der conservativen Fractionen für alle Beniblignen, zu welchen 
sich das Centrum versteht, die Mehrheit im Reichstage völlig gesichert ist, so 
darf man schon jetzt mit Sicherheit annehmen, daß der gesammte Zalltarif 
mit Ausnahme eines kleinen Abschlags bei Petroleum oder Kaffee Gesehees- 
kraft erhält. Mit allen Finanz= und Schutzöllen bewilligt das Centrum 
nach der Minimalberechnung der Tarifcommission 65 Mill. MÆ, nach liberaler 
Berechnung 95 Mill. M jährlich. Tazu- 4ommt noch eine Erhöhung der 
Tobafsteuer mit 30 Mill. /, so daß das Plus an neuen Steuern und 
125 Mill. M jährlich betragen würde. Um diesen Betrag wird die 
solen1 des Volkes zugleich dauernd erhöht, da der Reichstag nicht das 
Recht erhält, wenn er die Steuerlast nachher doch für zu boch gestannt er- 
achtet, Zölle und die Salzsteuer nachzulassen. zu solchen Bewilligungen 
ann der Kanzler vorläufig sich zufrieden geben. Die beiden conservativen 
Fractionen sperren sich zwar noch ein wenig, und zwischen denselben und dem 
Kentrum wird noch verhandelt über die Tabaksleuer und über ein Bischen 
Petroleumzoll oder ein Bischen Kafscezoll mehr oder weniger; schliehlich aber 
wird man sich einigen, und die Tabaksteuer wird daher also auch auf der 
vorgesehenen Grundlage zu Stande kommen; denn so unklug ist der Kanzler 
nicht, eine Tabaksteuer mit 30 Mill. Plus deßhalb ucht anzunehmen, weil 
Ge. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.