Greßbritannien. (Oktober. — November 9.) 205
berys Entschluß, von einem Teil der liberalen wird sein durch Gladstones
Wiederauftreten verursachter Rücktritt bedauert u. a. von den „Daily
News“.
Oktober. Die Presse sieht in der russisch-französischen Ver-
brüderung eine Folge der Bismarck'schen Politik; da England mit
den beiden Bundesgenossen im Einverständnis sei, sei der Dreibund
einflußlos geworden.
Mitte Oktober. Auflösung des „Fliegenden Geschwaders“
(vgl. S. 186).
27. Oktober. (Leeds.) Rede des Staatssekretärs des Krieges
über die orientalische Frage.
Der Marquis of Landsdowne spricht gegen ein gesondertes Vor-
gehen zum Zwecke der Entthronung des Sultans. Wenn England eine
solche abenteuerliche Politik verfolgte, so würde der Kriegsetat um Millionen
überschritten und die Frage der Einrichtung eines Zwangsmilitärdienstes
erwogen werden müssen. Die Regierung verlasse sich auf das europäische
Konzert, welches sicher eine Lösung finden werde. In betreff der Nilexpe-
dition würde es ein großer Fehler sein, zur Zeit weiter vorzugehen, auf
die Gefahr hin, die erlangten Erfolge einzubüßen.
Ende Oktober. November. Die Presse über die Enthüllungen
der „Hamb. Nachr."“ (vgl. S. 112 ff.).
Weitaus die meisten Blätter sehen in den Veröffentlichungen eine
tadelnswerte und schädliche Indiskretion des Fürsten Bismarck. Der Ver-
trag mit Rußland selbst könne im Interesse der Selbsterhaltung gerecht-
fertigt erscheinen. In den Reichstagsverhandlungen finden sie nichts Neues
über diese Frage. — Fast allein die „Saturday Review verteidigt den
Fürsten Bismarck und verurteilt aufs schärfste die Politik Deutschlands
seit 1890.
9. November. (London.) Auf dem Lordmayorsbankett sagt
der Premierminister Lord Salisbury über die auswärtige Lage:
Die venezolanische Frage sei infolge der Vorschläge der Vereinigten
Staaten beigelegt. Das englische auswärtige Amt habe ernste Stunden
durchlebt; jetzt seien aber ruhigere Zeiten eingetreten. Eine Frage bleibe
nur noch, die türkische. Er glaube, das englische Volk sei jetzt einmütig
gegen ein isoliertes Vorgehen in dieser Frage. Wenn man das Schicksal
der Armenier und der übrigen unter türkischer Herrschaft stehenden Völker-
schaften verbessern wolle, sei es besser, so viel Nationen wie möglich auf der
Seite Englands zu haben. Wenn England eine Regierung zwingen wolle,
ihre Gesetze zu verbessern, so müsse England das Land besetzen. Dazu sei
ein großes Heer erforderlich; mit der Flotte sei das unmöglich, ohne Aus-
hebung aber könne England kein großes Heer haben. Deshalb schließe
England sich dem europäischen Konzert an in dem Glauben, daß dies das
beste Mittel sei, Reformen herbeizuführen. Er könne sich der Idee Mor-
leys und Courtneys nicht anschließen, daß England Territorialbesitz auf-
geben müsse, um die anderen Mächte zu versöhnen. Er sehe in dem jetzt
vorliegenden orientalischen Problem keinen Grund, die bisher verfolgte
Politik zu verlassen, oder einen Hektar des Landes aufzugeben, welches Eng-