122 III. Württemberg als Herzogthum.
keiten aus, „wie sie selbst der Feind nicht prakticiret.“ Der Kriegsschaden belief
sich in einem Jahr auf 3 K/ Millionen Gulden. Julius Friedrich, der auf
Grund genannter Schenkungen mit Schwedens Hilfe ein eigenes Fürstenthum
errichten wollte, mußte auf Andringen der Herzogin-Witwe und der Vor-
mundschaftsräthe abdanken. Es bleibt aber eine Frage, ob es nicht besser gewe-
sen wäre, wenn man die Administratlogewalt in seinen Händen gelassen hätte,
als daß man die Reglerung jetzt einem unerfahrenen Jüngling übergab, dem das
Wohl seiner Unterthanen gleichgkktig war.
In der Schlacht von Lützen (6. Nov. 1632) wurde Wallenstein ge-
schlagen, Gustav Adolf war gefallen. Die schwedischen Staatsgeschäfte wurden
dem Kanzler Arel Orenstierna übertragen, die Leitung der Truppen Bern-
hard von Weimar. Jener schloß mit den oberdeutschen Ständen von
Schwaben, Franken, Ober= und Nlederrhein das Heilbronner Bündniß
(13. April 1633). Die niederdeutschen Stände wollten nichts von einem neuen
Anschluß an Schweden wissen. Eberhard III. von Württemberg unterstützte
Bernhard von Weimar und Horn mit einigen Regimentern; Hechingen und
Schramberg wurden erobert und Eberhard glaubte, noch viele Eroberungen mit
Hilfe der Schweden machen zu können. Aber am 7. Sept. 1634 wurde das
schwedisch-deutsche Heer in der Schlacht von Nördlingen vollständig ge-
schlagen; auf Seite der Besiegten blleben 12000 Mann, worunter 4000 Würt-
temberger. Unter den Gefangenen war auch General Horn. Als Eberhard die
Niederlage erfuhr, schrieb er seinen Geheimräthen, es set alles verloren, und eilte
mit dem Hof nach Straßburg, wohin ihm die Zöglinge des Tübinger Stifts und
der Klosterschulen folgten. Ferdinand, des Kalsers Sohn, zog am 10. Sep-
tember in Stuttgart ein; kaiserliche Befehle und kaiserliche Wappen zeigten die
neue Herrschaft an. Württemberg war wieder ganz österreichisch;
e S begann dieselbe Wirthschaft wie im Jahr 1520.
„Die kaiserlichen Heere überfielen jetzt in unzähligen Schwärmen das arme
Land, das mit seinen Bewohnern der Raubgier, dem Blutdurst und dem bis zur
Wuth entflammten Glaubenseifer der rohen Soldaten preisgegeben war. Wo
diese furchtbaren Horden hinkamen, gieng der Schrecken vor ihnen her; wer sich
retten konnte, floh in die Städte oder in das Dickicht der Wälder; ihre Spur
bezelchneten entweihte Kirchen und Grabmäler, verbrannte oder ausgeplünderte
Dörfer, verheerte Felder und die Leichname von vielen Tausenden wehrloser
Männer, Welber und Kinder, die zum Theil durch die ausgesuchtesten Qualen zu
Tode gemartert worden waren. Hinter ihnen lag das Land, eine öde Wüste, in der
nur einzelne Menschen, scheu aus ihren Schlupfwinkeln hervorschleichend, nle
Gespenster umherwandelten. Es ist vielleicht in Schwaben keine auch noch so
kleine Gemeinde, der nicht aus dieser Zeit ihre Brandstätte oder ein anderis
Denkmal der verübten Wuth übrig geblieben wäre, oder in deren Todtenregistem
sich nicht größere oder kleinere Verzeichnisse der Opfer fänden, die unter din
Streichen dieser losgelassenen Mörderbande gefallen sind. Zwar war das plate
Gäbe Seife nicht genug, auch die Oder reichte nicht,
Abzuwaschen innern Fleck, drüber das Gewissen richt.
Fühlt es selbsten, was es ist, ich verschweig es jetzt mit Fleiß,
Weil Gott, was ihr ihm und uns mitgespielet, selber weiß.“