Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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bevorstehe, wenn er es unternehmen wolle, so hat er doch, um allen 
Unglimpf zu verhüten und abzuwenden, sein Leben nicht zu sparen ge- 
dacht, seinen Mantel um den linken Arm gewickelt, das Schwert in 
die rechte Hand genommen und ist also in die Grube auf den Löwen 
zugegangen. Wie dieser ihn ansichtig worden und sein unerschrockenes 
Gemüt gemerkt, hat er seiner nicht erwarten wollen (wie es denn die 
Natur dieses Tieres sein soll, daß es denen weicht, so es an Kühn- 
heit übertreffen), und also hat der Ritter von Bärenstein das Fleisch 
genommen und dem König überbracht, nicht ohne dessen sowie des 
ganzen Hofes große Verwunderung. Ob nun wohl der König sich 
darauf ganz gnädig gegen ihn bezeigt, hat jener doch bald Abschied ge- 
nommen und sich aus seinen Diensten begeben. 
748. Ein Ritter von Schönberg wird von den Hussiten gejagt. 
(Staberoh, Chronik der Stadt Oederan. 1847. S. 83.) 
Als im Sommer 1427 ein starker Haufe Hussiten über Olbern— 
hau und Sayda durch das Gebirge herunter nach Oederan zog, galt 
es besonders dem Ottomar von Schönberg, welcher den Hussiten aus 
der Gefangenschaft entwichen war und nun in seinem Schlosse Reins- 
berg wohnte. Täglich wurde jetzt dieses Schloß 3 Wochen lang von 
den Hussiten gestürmt. Da rettete den geängstigten Schönberg sein 
Knappe durch einen unterirdischen Gang, der sich in einem Busche vor 
dem Schlosse öffnete. Diese Stelle soll noch heute mit einem Denk- 
steine, auf dem ein Kreuz eingehauen ist, bezeichnet sein. Ein bereit 
gehaltenes Roß trug den Ritter in der dunkeln Nacht durch den Forst 
auf die nahe Straße nach Freiberg. Hier setzten ihm die wachsamen 
Hussiten nach und hart vor Freiberg hatten sie den fast zum Tode Ge- 
hetzten beinahe eingeholt. Der Turmwächter auf dem Meißner Thore 
gewahrte in der Morgendämmerung diese Menschenjagd. Er öffnete 
dem nahenden Ritter, welcher ihm sein weißes Tuch entgegenschwang, 
einen Thorflügel, den er vor den mit heransprengenden Hussiten schnell 
wieder zuschlug. Innerhalb des Thores aber verließen den Ritter die 
Kräfte; auf der Meißner Gasse stürzte er mit dem Pferde und wurde 
tot in das nächste Haus getragen. Auch diese Stelle ward mit 
einem Steine, den man später an die Stadtmauer gelehnt hat, zum 
traurigen Andenken bezeichnet. 
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