224 Inneres 1586—1656.
wirkliche Grammatik der deutschen Sprache ausging 1). Im
Übrigen fand die Poesie in Sachsen weder Gunst von oben
noch auch bedeutende Vertreter. Der Name Martin Opitz
bezeichnet den Übergang des geistigen Principats, das Sachsen
im vorigen Jahrhundert durch die NReformation erlangt hatte,
auf andere Gegenden. Aus der Schaar gewöhnlicher Reimer
wie Schoch in Naumburg, Augsburger in Weißenfels, Böhme,
Nector der Krenzschule und kaiserlicher gekrönter Poet, ragt
der wittenberger Professor der Beredsamkeit und Dichtkunst
A. Buchner (7 1661) weniger durch seine Gedichte als dadurch
hervor, daß er der erste akademische Lehrer war, der Opitzens
Fußtapfen folgend die deutsche Sprache wissenschaftlich behan-
delte und metrisch zu bilden suchte.
Von bildenden Künstlern fanden nicht wenige von Seiten des
Hofs Beschäftigung, doch keiner derselben erhob sich über das
Mittelmäßige; so Paul Schürer, Kilian Fabritius, der die
römischen Gottheiten in dem von Johann Georg I. erbauten
Riesensaale malte, Andreas Vogel, Chr. Schiebling, Centurio
Wiebel und Albrecht Eyckhaut, der in Brasilien gewesen war
und treffliche Zeichnungen dortiger Naturgegenstände hinterließ ?.
Bedentender als die Arbeiten der sächsischen Kupferstecher waren
die poncirten Platten der Goldschmiede Gebrüder Kellerthaler
und ihres Schülers Daniel Konrad. Von Bildhauern werden
Walther, Hegewald als Schüler Nossenis und die schneeberger
Künstlerfamilie Böhme genannt, als Baumeister Paul Buchner
und Wilhelm Dilich, Johann Georgs l. Oberingenieur. Wie
wenig jedoch gerade für die Architectur Sinn und Verständniß
herrschte, zeigen schon die Ein= und Anbaue, mit denen so viele
Kirchen verunstaltet wurden, zeigt auch die Gleichgiltigkeit, mit
der man so manchen alten schönen Kirchenbau in Trümmer
sinken ließ.
1) Joh. Clajus, Grammatica Germanicae lingnae, es bibllis
Lutheri Germanicis et allis ejus libris collecta, noch 1720 neu auf-
gelegt.
2) Müller, Johann Georg I., S. 1599 und Hübner im Archiv
f. sächs. Gesch. II, 183 ff.