thumbs: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
#s von dannen; vorher aber hefteten sie noch die ie í 
für Dietrich von Vitzthum zum Achtsprozeß an das Gerichtsbret des 
Rathauses zu Frauenstein. 
Der Kurfürst war über die Widersetzlichkeit Vitzthums in hohem 
Grade erzürnt und bot alsbald die Bürger der benachbarten Städte 
zum Zuge gegen das Schloß Frauenstein auf. Die Freiberger ließen 
auch nicht lange auf sich warten und schlossen sich dem kleinen Feld— 
zuge um so lieber an, als ihnen durch die Räuber auf dem Frauen— 
stein, welche die wichtige Handelsstraße nach Böhmen beunruhigten, 
schon beträchtlicher Schaden zugefügt worden war. Sie erschienen 
unter Kuno von Schönberg mit den übrigen kursächsischen Streitge— 
nossen alsbald, und als auf die übliche Aufforderung zur Übergabe 
der Burg keine Antwort erfolgte, wurden die Donnerbüchsen auf die 
Umfassungsmauern des Schlosses gerichtet. Die Steinkugeln, deren 
man noch etliche als Andenken in dem alten Gemäuer sieht, prasselten 
gegen die Burg, jedoch auch die Besatzung schleuderte unzählige Wurf— 
geschosse gegen die Belagerer. Es entbrannte ein harter Kampf, der 
lange unentschieden blieb, bis plötzlich große Rauchwolken und Flam— 
men aus der Burg emporstiegen. Jetzt wurde dieselbe auf ein gegebenes 
Zeichen gleichzeitig von allen Seiten berannt und in kurzer Zeit wurde 
sie von Kurfürst Friedrichs Mannen erstiegen. Innerhalb der Burg 
entbrannte nun ein Kampf Mann gegen Mann, wobei auch Kuno 
von Schönberg und Dietrich von Vitzthum zusammentrafen. Beide 
fochten löwenkühn, zuletzt siegte jedoch der Ritter von Schönberg und 
stieß den Gegner nieder. Man schleppte den verwundeten Vitzthum fort, 
und was noch von der Burgbesatzung lebte, ergab sich auf Gnade und 
Ungnade. 
Drei Tage hatte der Verurteilte Zeit, sich zum Abschied vorzu— 
bereiten. In den ersten Tagen des Dezembers 1438 strömten Hun— 
derte aus der Umgebung Frauensteins nach der Stadt, um den einst 
gefürchteten Vitzthum hinrichten zu sehen. Dicht gedrängt stand die 
harrende Menge im Schloßhofe, da erklang von der Burgkapelle her das 
Sterbeglöcklein, vier Knappen brachten den armen Sünder, der schwer 
verwundet und kaum bei Besinnung war, zur Richtstatt und alsbald wurde 
der Spruch des Gerichtes mit dem Schwerte an ihm vollzogen. 
Die Burg wurde hierauf insoweit zerstört, daß sie nicht mehr 
widerstandsfähig war und den Räubern keinen weiteren Schlupfwinkel 
zu bieten vermochte. Dann erst zogen die Kurfürstlichen ab. Der 
Burggraf von Plauen ging seiner Besitzung Frauenstein, die er so un— 
würdig hatte verwalten lassen, verlustig; das Lehen wurde vom Kur— 
fürsten eingezogen. 
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