Full text: Gesetzsammlung für das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt. Neunundsechzigster Jahrgang. 1908. (69)

1908 
Merkmale an den lebenden Tieren. 
Die Tiere zeigen plötzlich große Mattigkeit, aufgehobene Freßlust und sehr 
hohes Fieber (40—42“ und darüber): die Krankheit kann schon im Verlaufe des 
ersten Tages ihren Höhepunkt erreichen. Gleichzeitig werden die Pferde von schwerer 
Benommenheit des Kopfes und Schlassucht befallen, so daß häufig der Ver- 
dacht auf Gehirnerkraukung entsteht; außerdem besteht auffallende Muskel- 
schwäche, die sich in Zittern, Schwanken und Taumeln äußert. Kennzeichnende 
Erscheinungen sind ferner schnell auftretende und oft ebenso schnell wieder ver- 
schwindende Schwellungen der Hant und Unterhaut an den Beinen, an der 
Unterbrust, am Unterbauch und Schlauche, Schwellung der Angenlider, sowie 
glasige, wulstige Schwellung der Augenbindehäute mit Lichtscheue und Tränenfluß. 
Sehr häufig besteht ferner Verslopfung, wobei die spärlich abgesetzten harten 
und kleinen Kotballen mit schleimigen Massen überzogen sind: in anderen Fällen 
beobachtet man Durchfall und Kolikerscheinungen. Manchmal stellen sich auch 
wässeriger oder schleimiger Nasenausfluß, Husten und leichte Schwellung der 
Kehlgangslymphdrüsen ein. Viele Pferde zeigen außerdem eine auffallend rasche 
Abmagerung. 
Verlauf. Die Pferdestaupe verläuft in der Regel gutartig. Die über- 
wiegende Mehrzahl der Pferde ist nach einer Woche wieder sieberfrei und nach 
1—2 weiteren Wochen wieder gesund. Nur in einer geringen Anzahl von Fällen, 
bei ausnahmsweise schwerem Seuchenverlaufe sowie dann, wenn die noch nicht ganz 
genesenen Pferde zu früh wieder zur Arbeit verwendet werden, treten 
gefährliche unter Umständen tödliche Nebenerkrankungen wie Lungenentzündung, 
Herzschwäche, Magen-, Darmentzündung und Gehirnentzündung hinzu. 
Merkmale an den lolen Tieren. 
Bei der Eröffnung der au Pferdestaupe gestorbenen Tiere sindet man außer 
den Veränderungen der Hant und Unterhaut im Bereiche der Beine durch Ent- 
zündung bediugte Schwellungen der Schleimhaut des Magens und Darmes, der 
Kehlkopfschleimhant, der Augenbindehaut von sulziger oder glasiger Beschaffenheit, 
Schwellung der benachbarten Lymphdrüsen, Vergrößerung der Milz, sowie trübe 
Schwellung der Leber, der Nieren und des Herzmuskels. 
Wenn in einem Pferdebestande zwei oder mehr Pferde gleichzeitig oder rasch 
hintereinander unter den beschriebenen Erscheinungen erkranken, ist anzunehmen, daß 
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