Buchstabe b: Der strafrechtliche Tatbestand. 231
können, wenn die Strafbarkeit lediglich auf den Vorsatz beschränkt
wird (R.G. I vom 3. 6. 1915, D.J.Z. 1915 S. 1132, IV vom
2. 7. 1915, D. Str. Z. 1915 S. 400). Neben dem Zweck des 8 9b
ist aber noch der Inhalt der einzelnen Verbote maßgebend.
Das Verbot kann ausdrücklich vorschreiben oder aus seinem
Inhalt erkennen lassen, daß nur vorsätzliche Zuwiderhandlungen
strafbar sein sollen (R.G. I vom 24. 6. 1915, Recht 1915 S. 346
Nr. 559, IV vom 2. 7. 1915, D. Str. Z. a. a. O., Recht 1915 S. 516
Nr. 841). Ob daher eine fahrlässige übertretung des Berbots
zu bestrafen ist, kann nur von Fall zu Fall im Hinblick auf die
einzelne in Frage kommende Verordnung entschieden werden.
Handelt es sich um Maßregeln polizeilicher Art, so ist davon
auszugehen, wie bei Übertretungen polizeilicher Anordnungen
in der Regel, daß, wenn nicht Sinn oder Wortlaut entgegen-
stehen, auch fahrlässiges Handeln zu bestrafen ist: so R. G. III
vom 12. 4. 1915 (Leipz. Z. 1915 S. 7574, D. Str. Z. 1915 S. 399,
D. J.Z. 1915 S. 717, Pr. Verw. Bl. Bd. 37 S. 20 IV) und Vovom
1. 2. 1916 (Recht 1916 S. 136 Nr. 229). An diesem Grundsatz
hat das Reichsgericht auch in anderen Entscheidungen festgehalten.
und die Zulässigkeit der Strafbarkeit fahrlässiger Zuwiderhand-
lungen stets mit der polizeilichen Natur der einzelnen Ver-
ordnungen begründet: so im Urteil vom 22. 6. 1915 (Leipz. Z.
1915 S. 11075, Recht 1915 S. 401 Nr. 680) beim Verbot des
Branntweinausschanks mit der gewerbepolizeilichen Naturz
im urteil IV vom 31. 5. 1915 (Leipz. ZS. 1915 S. 9018) beim
Verbot des Überbringens von Gegenständen aus dem Ausland
mit seiner grenzpolizeilichen Bestimmung; im urteil II vom
6. 7. 1915 (Leipz. BG. 1915 S. 11051) bei einer Ortssperre mit
der verkehrspolizeilichen Natur. Auf demselben Standpunkt
wie das Reichsgericht stehen auch Stenglein und Ebermayer
(Note 11 bzw. 9 zu § 9) und Szymanski S. 15.
Freilich weist Conrad (D. Str. SG. 1915 S. 400) darauf hin,
daß ja alle Verordnungen des M. B. aus § 9b im Interesse der
öffentlichen Sicherheit ergehen müssen, also im vorwiegend
polizellichen I teresse, daß daher grundsätzlich alle Verordnungen