Contents: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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ann im Röthelsteine verschwinden; beide erscheinen zuweilen in schwar- 
zen Kleidern. — Hexenähnlich erscheint uns auch das Fegeweib des 
Katzensteins, das mit einem Besen die durch die Luft fliegenden Kugeln 
wegfegt, bis es endlich durch einen frommen Spruch machtlos wird. 
Die Überlieferungen von diesen ursprünglich göttlichen Wesen, 
welche zum Zeichen ihrer Göttlichkeit gewöhnlich weiß gekleidet erschei- 
nen, fließen vielfach zusammen. So erscheint die Frau Holle in Nor- 
wegen und Schweden als die Berg= und Waldfrau Hull oder Huldra; 
sie liebt Musik und Gesang wie das über die Mulde bei Zelle schwe- 
bende Fräulein, welchem musicierende Bergleute ein Ständchen bringen, 
oder wie die Lieder singende Jungfrau des Braunsteins und das Schloß- 
fräulein im Schönjungferngrunde bei Oberwiesenthal, welches die Laute 
spielt. Auch die Huldra wird bald jung und schön, bald alt und 
finster gedacht, und wenn sie grau gekleidet und alt an der Spitze 
ihrer Herde im Walde angetroffen wird, hat sie einen Melkeimer in 
der Hand. Ich bin geneigt, die Jungfrau auf dem Ziegenschachter 
Wege bei Breitenbach für identisch mit ihr zu halten, obschon sie durch 
die Sage zu einer wegen schlechten Maßes der verkauften Milch ver- 
wünschten Jungfrau wird, die nun ruhelos umher wandeln muß; sie 
trägt in der Hand ein Milchseidel und einen grünen Kranz auf dem 
Kopfe. 
Wie die Hulda und die mit ihr verwandte Berahta be- 
schenken auch die weißen Frauen einzelne Menschenkinder mit scheinbar 
wertlosen Dingen, welche sich später in Gold verwandeln. Ich ver- 
weise aus unserm Sagenkreise in dieser Beziehung auf die weiße Frau 
des hohen Steins bei Graslitz, von welcher ein armer Hirte eine 
wunderthätige Rute und Laub empfing, das sich in Goldstücke ver- 
wandelte; ähnliches wird auch von einem Hirten erzählt, den die 
Jungfrau des Lautersteins beschenkte, und als die beiden musicierenden 
Bergleute der Jungfrau bei Klösterlein Zelle ein Ständchen brachten, 
erhielt jeder von ihnen ein Blumensträußchen, deren eines sich in Gold 
verwandelte, weil es nicht weggeworfen wurde. 
Die den Melkeimer in einer Hand tragende Huldra gehört als Berg- 
frau offenbar zu den weißen Frauen, welche nach dem Glauben unserer 
heidnischen Vorfahren ihren Sitz in den Wolken hatten und von da der 
Erde himmlische Milch, den Regen, spendeten. Wenn man ihre Wohn- 
ungen nach einem anderen Glauben auch auf die Berge verlegte, so 
erklärt sich dies daraus, daß die Wolken von den Naturvölkern auch 
als Berge angesehen wurden. Die weißen Jungfrauen hängen als 
Wolkenfrauen häufig Wäsche auf oder bleichen Linnen. Dies thun 
die Fräulein im Schönjungferngrunde am Fichtelberge und die Jungfrau 
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