Full text: Gesetzes- und Verordnungs-Blatt für das Großherzogtum Baden. Jahrgang 1906. (38)

338 XXXIII. 
Führung der Verzeichnisse (Absatz 2) in Form loser Blätter (Karten) zugelassen werden. 
Solche Karten sind für jede Vormundschaft doppelt zu führen. Eine Sammlung der Karten 
für sämtliche Vormundschaften der Gemeinde ist bei dem Gemeindewaisenrat, eine Sammlung 
der Karten für die Vormundschaften des einzelnen Bezirks bei dem Bezirksvorsteher zu führen. 
Die Karten sind nach der Buchstabenfolge geordnet aufzubewahren. Neben den Karten ist von 
dem Gemeindewaisenrat für sämtliche Vormundschaften, von den Bezirksvorstehern für die 
Vormundschaften ihres Bezirks eine nach der Buchstabenfolge geordnete Liste in Buch= oder 
Heftform zu führen, welche lediglich Namen und Wohnung der Mündel enthält. 
!) Formular 21 und 22 zu § 31 der Tabellenvorschrift. 
863m. 
Durchgehung der Vormundschaften und Pflegschaften mit den Waisenräten. 
1. Die Amtsgerichte haben die aus den einzelnen Gemeinden ihrer Bezirke anhängigen 
Vormundschaften und Pflegschaften in Gemeinschaft mit den Waisenräten auf Grund der von 
dem Amtsgerichte und dem Waisenrate geführten Verzeichnisse (§ 631) zu durchgehen. 
2. Diese Durchgehung hat alljährlich stattzufinden. Die Durchgehung am Gerichtssitz soll 
in der Regel im ersten Jahresviertel stattfinden. 
3. In denjenigen Gemeinden von weniger als 2000 Einwohnern, in welchen das Amts- 
gericht die alljährliche Durchgehung an Ort und Stelle nicht für erforderlich hält, kann es sich 
darauf beschränken, die Durchgehung nur alle zwei Jahre vorzunehmen. Am Amtzgerichtssitz 
ist die Durchgehung stets alljährlich vorzunehmen. 
4. Die Durchgehung hat in den auswärtigen Gemeinden in Verbindung mit den an Ort 
und Stelle vorzunehmenden Prüfungen der Standesamtsführung (§ 59) stattzufinden. 
5. Bei der Durchgehung haben alle für die Gemeinde bestellten Waisenräte mitzuwirken, 
auch wenn die Mündelverzeichnisse nur von einem derselben geführt werden. 
§ 63 n. 
1. Bei der Durchgehung ist zu erörtern, 
a. ob für die einzelnen Mündel Vormünder, Gegenvormünder oder Pfleger vorhanden 
oder ob dieselben zu bestellen sind, 
b. ob das persönliche Ergehen und das Verhalten der Mündel zu besonderen Bemerkungen 
Anlaß bietet, 
c. ob die Vormünder für die Person der Mündel, insbesondere für deren Erziehung, 
soweit sie minderjährig sind, und für ihre körperliche Pflege soweit erforderlich 
pflichtmäßig Sorge tragen, oder ob und welche Mängel in dieser Hinsicht zutage 
treten und welche Maßregeln zu deren Abstellung dienlich erscheinen, 
auch ob etwa nach Kenntnis des Waisenrats das Vermögen der Mündel durch die 
Vermögensverwaltung der Vormünder gefährdet ist. 
S.
	        
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