Full text: Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Königreich Bayern. 1881. (8)

11. 153 
VI. 
1. Beschälkraukheit. 
Die Beschälseuche ist eine nur bei Zuchtpferden vorkommende ansteckende Krankheit, 
welche nur durch die Begattung weiter verbreitet wird. 
Die ersten Veränderungen zeigen sich an den Geschlechtstheilen. Bei Stuten wird 
eine andauernde starke Rossigkeit, ein schleimiger oder schleimig-eiteriger Ausfluß aus der 
gerötheten Scheide wahrgenommen; bald fstellt sich eine weiche, teigartige Anschwellung der 
Scham ein; am Eingange der Scheide treten Bläschen, aus denen sich später Geschwürchen 
bilden, oder kleine, weiße Flecken auf; die Stuten stellen sich häufig zum Harnen und 
bewegen hiebei lebhaft die Scham. 
Hengste äußern einen lebhaften Geschlechtstrieb, Drang zum Absatze des Harns, der 
jedoch nur in geringem Maße abgesetzt wird; die Mündung der Harnröhre ist höher ge- 
röthet, und geschwollen; aus derselben fließt bisweilen zäher Schleim ab. Auf der Eichel, 
Ruthe und am Hodensacke bilden sich manchmal Bläschen oder Geschwüre. 
Nach verschieden langer Zeit treten sowohl bei Stuten, als Hengsten an verschiedenen 
Stellen der Haut flache, harte, schmerzlose, ungefähr thalergroße Anschwellungen auf, die 
allmälig oder rasch wieder verschwinden. Im weiteren Verlaufe wird Schwäche des Hinter- 
theils der Thiere wahrgenommen; sie wechseln im Stande der Ruhe öfter mit den Hinter- 
füßen, schwanken beim Gehen mit dem Kreuze, erheben sich schwer aus der liegenden Stellung 
oder gehen auf einem oder dem anderen Fuße lahm. 
Nicht selten stellen sich Lähmungen anderer Körpertheile, eines oder des anderen Ohres, 
der Vorder= oder Hinterlippe, des oberen Augenlides oder des Schweifes ein. 
Die Thiere magern bei ungestörter Freßlust bedeutend ab, das Haar wird struppig, 
glanzlos; es stellen sich schließlich wassersüchtige Anschwellungen am Unterbauche und an den 
Gliedmassen, bei Hengsten am Hodensacke und am Schlauche ein; schließlich gehen die Pferde 
nach einer langen Krankheitsdauer zu Grunde. Bei tödtlichem Ausgange kann die Krank- 
heit 1 bis 2 Jahre und darüber dauern; zuweilen, aber nur sehr selten, tritt nach einigen 
Wochen oder Monaten Heilung ein. 
Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß, wenn auch die auffälligen Krankheitserscheinungen 
verschwunden sind, die Gefahr der Ansteckung durch diese Thiere dennoch längere Zeit er-
	        
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