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VI.
1. Beschälkraukheit.
Die Beschälseuche ist eine nur bei Zuchtpferden vorkommende ansteckende Krankheit,
welche nur durch die Begattung weiter verbreitet wird.
Die ersten Veränderungen zeigen sich an den Geschlechtstheilen. Bei Stuten wird
eine andauernde starke Rossigkeit, ein schleimiger oder schleimig-eiteriger Ausfluß aus der
gerötheten Scheide wahrgenommen; bald fstellt sich eine weiche, teigartige Anschwellung der
Scham ein; am Eingange der Scheide treten Bläschen, aus denen sich später Geschwürchen
bilden, oder kleine, weiße Flecken auf; die Stuten stellen sich häufig zum Harnen und
bewegen hiebei lebhaft die Scham.
Hengste äußern einen lebhaften Geschlechtstrieb, Drang zum Absatze des Harns, der
jedoch nur in geringem Maße abgesetzt wird; die Mündung der Harnröhre ist höher ge-
röthet, und geschwollen; aus derselben fließt bisweilen zäher Schleim ab. Auf der Eichel,
Ruthe und am Hodensacke bilden sich manchmal Bläschen oder Geschwüre.
Nach verschieden langer Zeit treten sowohl bei Stuten, als Hengsten an verschiedenen
Stellen der Haut flache, harte, schmerzlose, ungefähr thalergroße Anschwellungen auf, die
allmälig oder rasch wieder verschwinden. Im weiteren Verlaufe wird Schwäche des Hinter-
theils der Thiere wahrgenommen; sie wechseln im Stande der Ruhe öfter mit den Hinter-
füßen, schwanken beim Gehen mit dem Kreuze, erheben sich schwer aus der liegenden Stellung
oder gehen auf einem oder dem anderen Fuße lahm.
Nicht selten stellen sich Lähmungen anderer Körpertheile, eines oder des anderen Ohres,
der Vorder= oder Hinterlippe, des oberen Augenlides oder des Schweifes ein.
Die Thiere magern bei ungestörter Freßlust bedeutend ab, das Haar wird struppig,
glanzlos; es stellen sich schließlich wassersüchtige Anschwellungen am Unterbauche und an den
Gliedmassen, bei Hengsten am Hodensacke und am Schlauche ein; schließlich gehen die Pferde
nach einer langen Krankheitsdauer zu Grunde. Bei tödtlichem Ausgange kann die Krank-
heit 1 bis 2 Jahre und darüber dauern; zuweilen, aber nur sehr selten, tritt nach einigen
Wochen oder Monaten Heilung ein.
Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß, wenn auch die auffälligen Krankheitserscheinungen
verschwunden sind, die Gefahr der Ansteckung durch diese Thiere dennoch längere Zeit er-