Contents: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

Ritter des St. Heinrichsordens, erwarb er sich hier das 
Eiserne Kreuz 1. Klasse. Am 25. September hat dann 
eine Kugel in die Stirn seinem kurzen, makellosen Helden- 
leben ein Ziel gesetzt. 
In der Nacht vom 9. zum 10. März wurde das 
Bataillon abgelöst. Es waren zwar herzlich schlechte Quar- 
tiere, in die wir kamen. Auch die Offiziere lagen zu dritt 
in winzigen, schrägen Dachkammern. Aber die elenden, 
schmutzigen Bergmannshütten erschienen uns wie Paläste, 
und als wir in jener Nacht die steifen Glieder auf dem 
fragwürdigen Strohsack ausstreckten, hat keiner von uns 
einen Millionär um sein Daunenbett beneidet.“ 
Die Verluste betrugen insgesamt 4 Offiziere, 170 Mann. 
II. Märzkämpfe bei Neuve Chapelle 
Bataillon v. Beulwitz 
Vom 10. bis 16. März fanden ein als Korporeserve 
zusammengestelltes Bataillon (11. Kompagnie Infanterie- 
regiments 133, 4. und 11. Kompagnie Infanterieregi- 
ments 130, "§. K Kompagnie Infanterier: Liments 179) unter 
Hauptmann v. Beulwitz Infanterieregiment 139 und von 
der Artillerie des XIX. Armeekorps die I. Abteilung Feld- 
artillerieregiments 77, Feldartillerieregiments 78 sowie 
Stab und 6. und 7. Batterie Fußarkillerieregiments 19 
willkommene Gelegenheit, an den Märzkämpfen bei Neuve- 
Chapelle teilzunehmen. 
Dort war es den Engländern zunächst gelungen, durch 
die deutschen Schützengräben am Nord= und Südende 
des Ortes durchzustoßen, Neuve-Chapelle selbst zu nehmen 
und ein Stück weiter ostwärts vorzudringen. In ent- 
schlossenem Gegenangriff warf die preußische 14. In- 
fanteriedivision, insbesondere deren 79. Infanteriebrigade, 
die Engländer ein Stück zurück. Bei dem hin= und her- 
wogenden Grabenkampf wurden die vier sächsischen Kom- 
pagnien am 11. März an verschiedenen Stellen eingesetzt 
und nach schwerem Kampfe am 14. März abgelöst. 
Sie erlitten dabei namhafte Verluste, insgesamt 
11. Kompagnie Infanterieregiments 133: 4 Offiziere, 
118 Mann, 
4. und 11. Kompagnie Infanterieregiments 139: 6 Offi= 
ziere, 119 Mann, 
5. Kompagnie Infanterieregiments 179: 
123 Mann. 
Also fast sämtliche Offiziere und über die Hälfte der 
tapferen Unteroffiziere und Mannschaften. Das sagt mehr 
als der schönste Kampfbericht. 
6 Offiziere, 
II. Bataillon J.-R. 104 
Gleichzeitig wurde auch das II. Bataillon Infanterie- 
regiments 104, das zu dieser Zeit ebenfalls in Korps- 
reserve beim XIX. Armeekorps stand, unter Hauptmann 
Facius nach dem Schlachtfeld von Neuve-Chapelle her- 
angezogen und bei der 79. Infanteriebrigade zunächst zur 
Ausfüllung einer in der Kampflinie entstandenen Lücke 
benutzt. Am 12. März nahm das Bataillon an der Seite 
der tapferen 11. Jäger, welche bereits stark gelitten hatten, 
und im Verein mit den gleichfalls zur Hilfe herbeigeeilten 
Bayern des bayrischen Infanterieregiments 16 an zwei 
Sturmangriffen gegen die englische Stellung teil. Sie 
fübrten leider trotz starker Verluste an Offizieren nicht 
zum erwünschten Ziel, aber die Gegenangriffe der Inder 
und weißen Engländer zerstoben ebenso unter dem deut- 
schen Feuer. In das Bataillon des Infanterieregiments 
104 waren 300 am Abend vor der Alarmierung des Ba- 
taillons aus der Heimat eingetroffene Ersatzleute eingestellt 
worden. Sie hielten in dem furchtbaren englischen Ge- 
schützfeuer prächtig aus. Beim Vorgehen mußte ein tiefer 
223 
Wassergraben durchschritten werden. Völlig durchnäßt, hiel- 
ten die Leute zwei Tage und zwei eisige Nächte in den 
schnell ausgeschürften Gräben unter einem Artilleriefeuer 
aus, dessen Stärke bis dahin für unmöglich gehalten wor- 
den war. Die Uniformen der Leute waren durch die Dämpfe 
der englischen Gasgranaten über und über grün gefärbt. 
Stolz kehrten die 104er am 16. März zum Korps zurück, 
allerdings nach schweren Verlusten, insgesamt 11 Offiziere 
und 437 Mann. 
Feldartillerie 
Auch die Feldartillerie hatte an Arbeit und Erfolg dieses 
Kampfes redlichen Anteil. Von Feldartillerieregiment 32 
war die II. Abteilung beteiligt, die vom 9. bis 14. Mai 
der angegriffenen 6. bayrischen Reservedivision in der 
Gegend von Le Moisnil, 3 Kilometer nordöstlich von 
La Bassée, zur Unterstützung zugeteilt worden war. 
Am 11. März wurde die I. Abteilung Feldartillerie= 
regiments 77 während des sehr heftig tobenden feind- 
lichen Artilleriekampfes nach außerordentlich schwieriger 
Erkundung in der Gegend von Aubers eingesetzt. Drei 
Tage lang hielt die Abteilung im Artilleriefeuer schwer- 
sten Kalibers (28 cm) stand. Sie half in hervorragender 
Weise die schwer mitgenommene Infanterie zu entlasten. 
Auch diesen Batterien des Feldartillerieregiments 77 fällt 
das Verdienst mit zu, den Durchbruchsversuch der Eng- 
länder vereitelt zu haben. 
Zur Unterstützung wurde am 12. März auch noch die 
4. und 6. Batterie Feldartillerieregiments 78 zunächst 
bei Aventure unter schwerem Artilleriefeuer eingesetzt. Drei 
Tage verblieben die Batterien in dieser Stellung, täglich 
unter schwerstem Artilleriefeuer liegend. Am 16. März 
wurde Stellungswechsel nach Lorgies vorgenommen; am 
20. März behrten die Batterien in ihren Korpsverband 
zurück, nachdem sie durch ihre tatkräftige Unterstützung 
eine weitere Durchführung des mit größter Energie be- 
gonnenen Durchbruchsversuchs der Engländer unmöglich 
gemacht hatten. 
Schwere Artillerie 
Die 6. und 7. Batterie Fußartillerieregiments lo0 wur- 
den vom 12. bis 15. März bei Aventure eingesetzt und 
halfen der Infanterie beim Zurückweisen der feindlichen An- 
griffe nach Kräften. Wiederholt mußten sie hierbei im 
Feuer schwerster Geschütze des Gegners aushalten. Nament- 
lich war die den beiden Batterieführern zur Beobachtung 
zugewiesene Höhe von Haut-Pommereau ununterbrochen 
dad Ziel aller Kaliber der feindlichen Artillerie. Als am 
15. März vormittags die beiden Batterien zu neuer Arbeit 
nach La Bassée gerufen wurden, verließen die Batterien 
stolz den blutgetränkten Boden des Schlachtfeldes von 
Neuve-Chapelle, jeder ihrer Angehörigen im Innern über- 
zeugt, sein Bestes hergegeben zu haben. 
III. Maikämpfe an der Lorcttohöhe und bei Neuve Chapelle 
Im Ma wiederholte sich der feindliche Ansturm gegen 
die deutschen Linien im Artois. In Galizien drangen zu 
dieser Zeit die Deutschen und Österreicher in glänzender 
Offensive unaufhaltsam vorwärts. Im Süden Europas 
erstand in den treulosen Italienern den schwer ringenden 
Mittelmächten ein neuer starker Feind. In der Cham-- 
pagne sowohl wie im Artois sollte der deutsche Wall 
nunmehr endgültig zerbrochen werden. Der französisch- 
englische Siegeszug, so lange und so umsichtig vorbereitet, 
sollte endlich in die Tat überseßzt werden. 
So entstanden im Mai wieder bei der Lorettohöhe und 
bei Neuve-Chapelle gewaltige Kämpfe, und wieder rückten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.