Contents: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

172 Kurfürst Johann Georg I. 
Vertrags, von dem Graf Trautmannsdorf selbst gesagt hatte, 
„er sei gleich dem Alten Testament“, in Prag einen ganz 
neuen, in nicht weniger als 62 Punkten zu Ungunsten der 
Protestanten abgeänderten Entwurf vorlegen ließ, und er oben- 
drein die Beschuldigung hören mußte, er selbst habe durch sein 
Zögern diese Wendung verschuldet; würde er den Frieden in 
dieser Gestalt nicht binnen vierzehn Tagen annehmen, so sei 
auch der Kaiser nicht weiter gebunden! Es war vergeblich, 
daß der bestürzte Kurfürst noch einige Milderungen zu erreichen 
suchte; eingeschüchtert durch die Drohung der keaiserlichen Ge- 
sandten, die Verhandlungen den nächsten Tag abbrechen zu 
wollen, unterzeichneten die sächsischen Bevollmächtigten 20./30. 
Mai den Frieden, mit Ausnahme der Schlesien und die von 
der Amnestie ausgeschlossenen Reichsstände betreffenden Punkte. 
Nach demselben sollten die secularisirten geistlichen Güter nach 
dem Besitzstande von 1627 den Protestanten nur noch vierzig 
Jahre, Magdeburg des Kurfürsten Sohne August als Admini- 
strator auf Lebenszeit bleiben; die vier magdeburgischen Amter 
QOuerfurt, Jüterbock, Dahme und Burg soll der Kurfürst bis 
zur Ausmittlung eines Aquivalents behalten. Alle, welche 
den Frieden binnen zehn Tagen annehmen würden, sollten Am- 
nestie erhalten, mit Anusnahme der ausdrücklich davon Aus- 
geschlossenen, dagegen diejenigen Mächte und Reichsstände, die 
sich zum Frieden und zur Restitution nicht verstehen würden, 
mit gesammter Hand dazu gezwungen werden; alle Bündnisse, 
ausgenommen der Kurverein, die Erbvereine des Hauses Ostreich 
und die sächsisch -hessisch-brandenburgischen Erbverbrüderungen 
sollten aufgehoben sein, kein Stand soll mehr Truppen als zur 
Besetzung der Festungen nöthig halten, im ganzen Reiche hinfort 
nur eine kaiserliche Armee von 80000 Mam bestehen, zu deren 
Unterhaltung jeder Stand beizusteuern hat und von welcher 
20000 Mann unter dem Commando des jedesmaligen Kurfürsten 
von Sachsen stehen werden. Außerdem aber übertrug ein 
Nebenreceß die bisher nur verpfändeten beiden Markgrafthümer 
Lausitz als böhmische Mannlehen erblich und eigenthümlich auf 
das Kurhaus, nach dessen Aussterben auf die Linie Sachsen-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.